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Harun Farocki - nebeneinander: Meditativ arbeiten

"Es muss einen Zusammenhang geben zwischen Produktion und Krieg", sinniert die Schrift auf der Leinwand, und: "Die Industrie schafft die Handarbeit ab und ebenso die Augenarbeit." Mangelnde Didaktik kann man Harun Farocki nicht vorwerfen. In seinen strengen dokumentarischen Filmen Auge / Maschine I - III wird schnell klar, worum es geht: Bilder von "Selbstmordkameras" aus dem Golfkrieg, von Satellitenbildern, von Flugsimulatoren stoßen auf solche von ferngesteuerten Maschinen in Stahlfabriken, von einem Übungsgerät für angehende Chirurgen - und untermauern so Farockis These, dass das Sehen zunehmend von Maschinen übernommen wird. In der Factory des Mumok werden die Doppelprojektionen über Eck an die Wand geworfen; der Betrachter wird so gezwungen, beide Screens gemeinsam zu betrachten - das Nebeneinander der Bilder ist essentiell: Das zeigt sich unter anderem dann, wenn etwa der Blick auf eine Kamera neben dem aus ihr projiziert wird - eine Metaebene, auf der die Frage nach der Macht des Schauens einmal mehr virulent wird. In seinem neuen Film ("Vergleich über ein Drittes") dagegen, ebenfalls eine Doppelprojektion, hat sich Farocki eines seltsamerweise noch immer wenig hippen Themas angenommen: Der Arbeit, genauer des Hausbaus. Dafür hat er in Fabriken in Deutschland und Frankreich gefilmt, hat Arbeitende in Burkina Faso und Indien beobachtet. Da tragen Frauen Ziegel am Kopf und Babys am Rücken, da stampft eine ganze Gruppe von Menschen den Boden fest und singt dabei, Steine werden einzeln transportiert, alles passiert im Kollektiv - im Gegensatz dazu bedienen einsame Männer die Maschinen in den Fabriken Europas, wie mit dem Lineal ausgerichtet fahren Ziegel durch große Hallen, werden automatisch von Drähten zerschnitten und landen schließlich im Ofen. Am Ende braucht es nur noch wenige Arbeiter, die Fertigteilwände aufstellen. In der Ähnlichkeit, so Farocki, wolle er "das Verschiedene entdecken"; tatsächlich ähneln sich die Bilder manchmal: Die geometrischen Muster, die von den Ziegeln gebildet werden, die langsamen Bewegungen, mit denen Dinge vonstatten gehen - und manchmal erscheint all die Arbeit wie Meditation.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Harun Farocki - nebeneinander
23.03 - 10.06.2007

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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