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Der Zeit ihre Kunst - Joseph Maria Olbrich (1867-1908): Vorne geknöpft

Die letzte Olbrich-Ausstellung fand anlässlich seines 100. Geburtstages statt, der heuer 40 Jahre zurückliegt. Warum es seitdem niemand geschafft oder für notwendig befunden hat, eine Retrospektive über einen der wichtigsten Architekten der Secession zusammenzustellen, ist schleierhaft. Nun hat dies die PSK im Rahmen ihrer Reihe kleinerer, aber immer qualitätvoller Ausstellungen mit Bezug zu Design und Architektur unternommen. Vom Museum Mathildenhöhe in Darmstadt kuratiert, bietet die Zusammenstellung auch eine gute Dokumentation von Olbrichs Arbeiten in Deutschland, die hierzulande kaum bekannt sind. Von Otto Wagner eigentlich als Zeichner eingestellt, wurde der enthusiatische junge Secessionist schnell seinerseits zu einem Einfluss für den Meister, der souverän genug war, sich den Entwicklungen jüngerer Kollegen nicht zu verschließen. So tragen die Stadtbahnstationen am Karlsplatz eindeutig Olbrichs Handschrift. Weiter ging es in rasantem Tempo mit dem Chef-d´oeuvre des Secessionsgebäudes, einem Radfahrerklub und mehreren Künstlervillen. Vom hessischen Großherzog Ernst Ludwig an die Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe geholt, verließ Olbrich Wien bald. Es entstanden weitere Hauptwerke wie der vom wilden Secessionismus schon abgehende "Hochzeitsturm". Teilweise baute Olbrich selbst seine von Adolf Loos und Karl Kraus mit Hohn und Häme übergossenen frühsecessionistischen Einrichtungen bereits nach wenigen Jahren um, als ihre Tagesaktualität zum Anachronismus zu führen drohte. Als Olbrich 1907 mit 40 Jahren an Leukämie starb, hatte sein architektonischer Weg, etwa mit dem wenig bekannten Kaufhaus Tietz in Düsseldorf, in einen beruhigten, stereometischen Klassizismus geführt. Wie es weitergegangen wäre, muss Spekulation bleiben. Laut Otto Wagner hat der Architekt bis 40 ja "die Hoserln noch rückwärts zum Knöpfen". Mochte Wagner selbst auch erst mit 40 zur Moderne durchgedrungen sein - Olbrich knöpfte ziemlich schnell vorne.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Der Zeit ihre Kunst - Joseph Maria Olbrich (1867-1908)
27.03 - 12.05.2007

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr


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