Ursula Maria Probst,
Turbulence - Art from South Africa: Zähne zeigen
Dreizehn Jahre sind seit den politischen Umbrüchen in Südafrika vergangen, doch nach wie vor herrscht eine Instabilität an der sich politische Debatten und Aktivismen entzünden, die auch in den künstlerischen Positionen von Sanell Aggenbach, Conrad Botes, Nicholas Hlobo, Ledelle Moe, Samson Mudzunge, Brett Murray, Johannes Phokela, Lyndi Sales und Joachim Schönfeldt sichtbar werden. Ein Jahr nach dem Ende der Apartheid 1995 beging der französischen Philosoph Gilles Deleuze Selbstmord, der nigerianische Schriftsteller und Aktivist Ken Saro-Wiwa wurde ermordet und in der U-Bahn in Tokio gab es einen Giftgasanschlag. Ebenfalls 1995 sprach Nelson Mandela noch euphorisch von einer Versöhnung zwischen der südafrikanischen Bevölkerung, die angesichts der andauernden konfliktgeladenen Situation einen bitteren Beigeschmack bekam. Nichtsdestotrotz gilt 1995 für die aktuelle Kunst in Südafrika durch die erste Johannesburg Biennale und die panafrikanische Ausstellungsreihe "Seven Stories about Modern Art in Africa" als Schlüsseljahr.
Kunst zu realisieren, bedeutet in Südafrika heute auf die immer größeren sozialen Spannungen, auf die daraus resultierende kriminelle Gewaltbereitschaft und auf die regionale AIDS Pandemie mit adäquaten inhaltlichen, formalen und ästhetischen Mitteln zu reagieren. Es gilt Position gegenüber den verhärteten politischen Fronten zu beziehen, lautete vor zwei Jahren der Lokalaugenschein von Okwui Enwezor, der durch Ausstellungen wie "The Short Century: Independence and Liberation Movements in Africa, 1945-1994", die Auseinandersetzung mit afrikanischer Kunst im internationalen Kunstbetrieb forcierte. Der Kurator von "Turbulence - Art from South Africa" Roger van Wyk hingegen entschied sich anlässlich der Ausstellung im Hangar 7 für eine relativierte Sicht auf die Frage, was südafrikanische Gegenwartskunst heute ist und sein soll.
Joachim Schönfeld zählt als Experte für südafrikanische Kunst und durch seine Tätigkeit als Kunstkritiker, sowie durch seine langjährigen Auslandsaufenthalte zu jenen Künstlern, deren Artefakte sich zwar weniger mit südafrikanischen Alltagsrealitäten, als mit kollektiven Übergangsriten durch hybride Skulpturen befassen. Nicholas Hlobos bevorzugte Materialien für seine Installationen sind Latex, Leder und Bänder in welchen fesselnde sexuelle Anspielungen auf sadomasochistische Transgenderpraktiken existieren. Eine Kartografie des Verlustes zeichnet Lyndi Sales und bezieht sich in ihrer raumspannenden Installation "1 in 11 000 000 chances" auf den durch eine Explosion im Laderaum ausgelösten Absturz eines Passiergierflugzeuges am 28. November 1987, welcher die Öffentlichkeit erschütterte und bei dem auch ihr Vater starb.
Samson Mudzunga tranformiert die traditionellen Venda Regentrommeln zu Skulpturen. In seinen Performances reinszeniert Mudzunga Riten, die sich mit Tod und Wiedergeburt befassen und bricht so mit Tabus seines Stammes. Brett Murray hingegen bedient sich des Vokabulars der Popart, um geopolitische Konflikte durch eine banale Formensprache zu pervertieren und auf die Entstehung neuer Medienikonen anzuspielen. In der nunmehr 6. Ausstellung, die innerhalb von zwei Jahren durch HangART-7 realisiert wurde, gelingt es nun endlich, im Flugzeughangar von Red Bull Raum für Kunst zu schaffen und sich so der Gefahrenzone einer spekulativen Eventkultur zu entziehen.
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Turbulence - Art from South Africa
18.02 - 11.04.2007
HANGART-7
5020 Salzburg, Wilhelm-Spazier-Strasse 7a
Tel: +43/662/2197-0, Fax: +43/662/2197-3709
Email: hangart-7@at.redbull.com
http://www.hangart-7.com
Öffnungszeiten: Mo - So 09:00 - 22:00
18.02 - 11.04.2007
HANGART-7
5020 Salzburg, Wilhelm-Spazier-Strasse 7a
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