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John Gerrard - dark portraits: Immersives Sein im Flatscreen

John Gerrard (IRL) kann als junger Stern unter den Medienkunstschaffenden gelten. Er studierte an der Oxford University, am Art Institute of Chicago und schließlich am Trinity College in Dublin. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Residencies und verbrachte u.a. Zeit am Banff Center for the Arts in Canada, vor allem aber in Österreich, denn viele seiner Projekte entwickelte er in Kooperation mit dem Ars Electronica Future Lab in Linz. Auf den ersten Blick wirken die Arbeiten durch scheinbar statische Bilder in ebensolchen Rahmen fotografisch und tatsächlich gibt es auch Stills in der Ausstellung. Das eigentlich Spektakuläre liegt aber in der diskreten Virtualität der Objekte. Sie fügen sich nahtlos in die Mauern der Galerie, sind perfekt inszeniert und leichtgängig in der Nutzung. Hier wurde eine ideale Schnittstelle entwickelt; eine, die in die Zukunft weist und trotzdem bereits funktioniert. Das einzelne Objekt übernimmt die Rolle der Maus und so ist alles sensitiv; jede Bewegung des Monitors verändert den Bildausschnitt und dies auch noch in Echtzeit. Im Bildschirm finden sich dreidimensionale Konstrukte: Bäume wie in "Smoke Tree" oder Figuren wie in "Portrait To Smile Once A Year (Mary)". Die Drehung des Monitors erlaubt dabei die Drehung der jeweiligen Ansicht. "Mary" ist also nicht nur von links, sondern auch von rechts und allen Betrachtungswinkeln dazwischen zu beobachten. Sie wirkt konzentriert, atmet, schließt und öffnet in ruhigen Abständen ihre Augen. Es ist, als lebe sie in einer parallelen Welt. Die Programmierung verweist auf die Halbwertszeit von elektronischen Systemen und auf das ewige Spiel mit der Unendlichkeit. Wer immer "Mary" (die es gleich in sechsfacher Ausführung gibt) gekauft hat, wird sich vermutlich am jeweils 1. Februar besonders Zeit für sie nehmen, denn da soll sie das einzige Mal in einem ganzen Jahr auch lächeln. Schwieriger wird es hingegen mit der Beobachtung des geplanten Verschwindens von "Marcel" in "One Thousand Year Dawn" im Jahr 3005. Die Ausstellung zeigt eine formal ebenso gelungene wie visuell kühle Auseinandersetzung mit Portraits und während die Fotografien Zeitbilder generieren, erlauben die Objekte für einen Moment Einblicke in paralleles Leben. Ein Besuch wird empfohlen, denn es vereint sich reflexive Gegenwart mit avanciertem Interface.
Mehr Texte von Ursula Hentschläger

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John Gerrard - dark portraits
01.02 - 01.03.2007

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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