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Lauter Gewinner: Deutsche Auktionshäuser haben Grund zum Feiern

Das Jahr 2006 war für die deutschen Auktionshäuser wahrschenlich das erfolgreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch nie dagewesene Umsätze, neue Höchstpreise in allen Sparten, frohe Gesichter allerorten. Der Kunstboom hält weiter an. Die Weltrekordflut aus New York ist nur der Gipfel eines neuen Hungers nach Kunst, der sich in allen Bereichen bemerkbar macht. Sicher befeuern die teilweise übertriebenen Preise in Übersee auch den deutschen Markt. Allerdings deckt sich nicht nur der ausländische Handel, der in den letzten Jahren die hiesige Nachfrage getragen hat, mit vergleichsweise preiswerter europäischer Ware ein. Auch einheimische Sammler haben ihre Zurückhaltung aufgegeben. Die Toplose müssen sie allerdings zumeist ziehen lassen. Auch Privatleute aus Europa und Übersee haben ein größeres Budget für Kunst. Die positive Preisentwicklung in der ganzen Breite des Marktes geht hingegen zu einem guten Teil auf das Konto einheimischer Bieter. So freuen sich nahezu alle deutschen Auktionshäuser über steigende Umsätze sowie hauseigene und absolute Rekorde. Dabei lässt sich kaum feststellen, welches Unternehmen den Spitzenplatz für sich beanspruchen kann. Vom Umsatz her ist es Lempertz. Die Kölner erlösten mit ihren Auktionen erstmals über 50 Millionen Euro. Außerdem ging über ihren Block das teuerste Werk des Jahres, Heinrich Campendonks "Rotes Bild mit Pferden", das zum Rekordpreis von 2,4 Mo. Euro netto zugeschlagen wurde. Käufer war ein französischer Sammler. Die Konkurrenz Villa Grisebach kann sich zum 20-jährigen Bestehen hingegen mit der erfolgreichsten deutschen Auktion schmücken. Die Jubiläumsauktion mit 98 ausgewählten Werken brachte den Hauptstädtern 14 Millionen und schraubte das Jahresergebnis auf die hauseigene Höchstmarke von 40 Millionen Euro. Vergleichen lassen sich die Zahlen allerdings kaum; Lempertz ist ein Allrounder, während Grisebach ausschließlich das Segment der Moderne und Zeitgenossen bedient. Dort fiel denn auch der Hammer für das teuerste in Deutschland versteigerte Gemälde eines zeitgenössischen Künstlers dieses Jahr. 900.000 Euro kostete Gerhard Richters "Landschaft mit Wolke" aus dem Jahr 1969. Vorkriegskunst wurde noch teurer. Max Liebermanns "Rondell im Heckengarten mit Blumensprengerin" kostete 1,9. Mio. Euro. Hier zeigte sich ausnahmsweise ein deutscher Sammler großzügig. Rosige Zeiten ebenso für die kleineren Kunstversteigerer. Ketterer aus München kann sich über einen Umsatz von 18 Mio. Euro freuen. Allein die Auktion Modern Art & Post War spielte 11 Mio. Euro ein. Das Toplos war Zeichen eines weiteren Trends: Wladimir Georgiewitsch Bechtejeffs Ölgemälde "Die Kurtisane" von 1910 ging für 405.000 Euro in die Ukraine. Mit Vehemenz holen die Wohlhabenden der ehemaligen Sowjetunion ihre Kulturgüter zurück. Mit 16 Mio. Euro erzielte Van Ham in Köln ebenfalls den höchsten Auktionsumsatz der Unternehmensgeschichte. Der Spezialist für das 19. Jahrhundert profitierte besonders vom gestiegenen Interesse deutscher Sammler für dieses Segment. Eine monumenatale Kölnansicht von James Webb aus dem Jahr 1870 wurde trotz ihres sperrigen Formats zum Renner und wechselte beim Rekordpreis von 205.000 Euro in die Sammlung des einheimischen Bankhauses Oppenheim. Ein Novum war die Versteigerung des Bestandes der Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst, die Neumeister am 9. und 10. Oktober in München abhielt. Der Verein musste sich von den Werken trennen, da sonst seine Gemeinnützigkeit und das damit verbundene Steuerprivileg gefährdet gewesen wären. Die Auktion wurde zur erfolgreichsten von Neumeister überhaupt und spielte 5,5 Mio. Euro ein. Einen neuen Höchstpreis erzielte dabei Konrad Klaphecks Gemälde "Der mütterliche Vater" aus dem Jahr 1977, für das der Hammer bei 355.000 Euro fiel. Eine der weniger rühmlichen Epsiden des Jahres ging am deutschen Autionsmarkt vorbei. Nicht nur die hohe Taxe von 18 bis 24 Mio. Dollar und der hohe Erlös von 34 Mio. Dollar sprachen dafür, Ernst Ludwig Kirchners "Straßenszene" in New York zu versteigern. Vor allem die skandlösen Umstände, unter denen der Berliner Senat das Bild ohne Not freigab, ließen es angeraten erscheinen, das Hauptwerk möglichst schnell außer Landes zu schaffen. Wo viel Geld im Spiel ist, werden die Sitten eben schnell rauh. Das wird sich wohl auch in 2007 nicht ändern.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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