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Salon Nouveau: Die Rückkehr des Sofabilds

Die Inszenierung von "Salon Nouveau", um das gleich vorweg zu nehmen, ist ausgesprochen beeindruckend. Wie ein bühnenartiges Setting betritt man die Engholm Engelhorn Galerie. Mit über 100 Arbeiten, vor allem Malereien, von rund 50 hierzulande überwiegend unbekannten, großteils britischen Kunstschaffenden hat der Raum seine sonst so coole Whitecube-Atmosphäre zugunsten der eines dicht behängten Kunstkabinetts aufgegeben. Dem historischen Ausstellungsformat der Kunstsalons (sie gehen auf Ludwig XIV und das Jahr 1663 zurück) entspricht auch die Gliederung der Exponate in die Genres Porträt-, Landschafts-, Historienmalerei und Stillleben. Griffen Kaspar König und Hans Ulrich Obrist 1993 für die Schau "Der zerbrochene Spiegel" auf diese historische Art der Hängung zurück, so deshalb, um die Malerei und ihr Comeback zu propagieren. Stattdessen begannen Crossover und Club-Ambiente die Szene der Neunziger zu dominieren. Mittlerweile hat die Königsdisziplin unter den Künsten ihren Status innerhalb der Gegenwartskünste schon längstens wieder zurückerobert. Die Rede vom Revival der Malerei scheint inzwischen ebenso antiquiert wie das einstige Lamento über deren Tod. In Hinblick auf "Salon Nouveau" stellt sich daher die Frage, wie anschlussfähig an Gegenwärtiges solch ein Konzept eigentlich sein kann. Denn unabhängig davon, dass das Medium Malerei selbst momentan keiner Proklamationen bedarf, ist der Stil vieler der hier ausgestellten Arbeiten irritierend rückwärtsgewandt. Ganz offensichtlich wird hier mit Rhetoriken des Realismus und der Romantik operiert, ohne dabei nur ansatzweise Ironie oder kritisch-historische Distanz zu evozieren. So malt Edward Kay todernst und vermeintlich altmeisterlich eine Schale mit drei Orangen; und er malt dieses Motiv gleich zweimal! Britische Meister wie Gainsborough und Constable ahmt Ross Chisholm nach. Mark Fairningtons schillerndes Großformat, das Präparate von exotischen Vögeln zeigt, lässt an die Kuriositätenkabinette des viktorianischen Zeitalters denken. Samuel Herbert und Titus Kaphar beziehen sich befremdend unpolitisch auf Themen des britischen Kolonialismus. Richard Moons karikaturähnliche Porträts erinnern ein wenig an Bilder von John Currin, Samantha Fields ist augenscheinlich von William Turner angetan. Rafael Bujnowski, Lordan Bunch und Kay Harwood greifen für ihre Landschafts- und Porträtmalereien auf fotohistorische Vorlagen zurück, Margarita Gluzberg und Drago Persic adeln die alltäglichen Dinge des Lebens: Plattenspieler, Sushi und Handtasche. Laut Pressetext will "Salon Nouveau" unter anderem dazu anregen, sich "von der Bürde modernen guten Geschmacks zu befreien". Allein in dieser Aufforderung liegt wohl jene augenzwinkernde Selbstironie, die der Gutteil der hier ausgestellten Arbeiten vermissen lässt.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Salon Nouveau
26.01 - 21.03.2007

kerstin engholm galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 585 73 37, Fax: +43 1 585 73 38
Email: office@kerstinengholm.com
http://www.kerstinengholm.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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