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Friedrich Klug - Salmacis` Weiher: Schichtwechsel

Als "Plattform aktueller Kunst" hat Dana Charkasi 2004 einen Alternativspace für KünstlerInnen wie Andrea Ressi, Kamen Stoyanov, Susanne Schuder, Sara Glaxia oder Gerald Nestler geschaffen und damit die Szene für medienübergreifende Kunst neben Projekträumen wie "auto", "masc foundation" "Betonsalon" oder "Fluc" mitbelebt. Die Chance durch Teilnahmen an Kunstmessen den KünstlerInnen internationales Terrain zu bieten, bildete nun den Anlass für eine Umstrukturierung zur Galerie. Der Maler Friedrich Klug reagiert in der aktuellen Ausstellung effektiv auf den derzeit in der Kunst und Pop-Kultur sich abzeichnenden Pornoboom durch eine Bilderwelt von Zwitterwesen. Pornografie als künstlerisches Phänomen hat der Konjunktur rund um Debatten zu Subjektivitäts- und Identitätspolitiken erneut Zündstoff verliehen. Dem Mangel an Alltagsmythologien und dem upgedateten Zitieren von Fantasy-Welten und Superhelden-Epen in der figurativen Malerei setzt Friedrich Klug in seinem großflächigen Zyklus "Salmacis` Weiher" eine mythologische Erzählweise entgegen. Nachzulesen in Ovids Metamorphosen greift Friedrich Klug die antike Mythologie der Nymphe Salmacis und des schönen Jünglings auf, die zu einem zwitterhaften Mann-Frau-Wesen - einem Hermaphroditus verschmelzen. Gerade die Struktur und Aneignung einer mythologischen Erzählweise in einer Anzahl von Farbschichten, deren Oberflächen in unterschiedlichen Grau- und Brauntönen münden, gestalten die Bilderzyklen von Friedrich Klug malerisch äußerst reizvoll. Entgegen jeder Sehnsucht nach Ordnung und Normalität wächst aus einer Ferse ein Phallus, findet sich im Nacken eine Vulva wieder und gelingt es den vereinzelten Figuren durch körperlichen Verrenkungen, die einem Kamasutralehrgang gleichen, das zu visualisieren wovon manche träumen, nämlich sich selbst zu ficken. Friedrich Klugs Vorlagen für die in den Bildern auftauchenden sexuellen Ambiguitäten stammen zwar aus pornografischen Darstellungen, gewinnen allerdings durch intensive zeichnerische Studien eine Eigendynamik. Niemand würde mehr ahnen, dass die Begegnung mit Bartholomäus Sprangers Gemälde "Salmakis & Hermaphroditos" (1581) den Auslöser für diese Szenarien bildeten. In den Bildern von Friedrich Klug existiert vor allem die Tendenz, durch mythologische Inszenierungen alternative sexuelle Ökonomien außerhalb normativer Identitätszuschreibungen anzuregen. Insofern bedient sich seine Malerei der Pornografie, ohne seine ästhetischen Praktiken diesen unterzuordnen. Auch wird der Körper nicht verfügbar gemacht. Die sexuell aufgeladenen Motive gewinnen anders als in den Werken von Richard Prince, Tracey Emin oder Larry Clark nicht durch einen hohen Tabubruchkoeffizienten Es ist nicht der Lifestyle oder eine erotische Inszenierung eines authentische Sexlebens auf das Friedrich Klug zurückgreift, sondern auf den Verlust von Mythen. Die brüchige Geste des Fragmentarischen wird überwunden durch eine Spielart des "Abjekten" in welchen sich Figurentypen wiederfinden, die als multiple Zeichen des sexuellen Begehrens bisweilen mehrere Genitalien haben. Im Sinne Michel Foucaults geht es hier nicht darum, sich von einem Begehren zu befreien, als vielmehr unendlich genussfähig zu werden.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Friedrich Klug - Salmacis` Weiher
12.01 - 23.02.2007

Galerie Dana Charkasi - Plattform aktueller Kunst
1010 Wien, Fleischmarkt 11/2
Tel: +43 1 532 10 29, Fax: +43 1 532 19 79
Email: office@dana-charkasi.com
http://www.dana-charkasi.com/
Öffnungszeiten: geschlossen


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