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Julius Koller: Wesen zwischen Himmel und Erde

Wer in den letzten Jahren halbwegs offenen Auges durch die Wiener Kunstinstitutionen gegangen ist, der muss ihn kennen: Július Koller war in allen maßgeblichen Häusern für zeitgenössische Kunst vertreten - allerdings immer in Gruppenausstellungen. Nun stellt die Galerie Martin Janda die Arbeiten des in Bratislava lebenden Künstlers in einer Soloshow aus. Mit dem Tschechen Jirí Kovanda, der erst im Vorjahr gleich nebenan, bei Krobath Wimmer ausstellte, teilt Koller den lapidaren, leicht verschrobenen Witz. Wenn Koller - wie die Fotos in der Galerie dokumentieren - einen Tennisplatz säubert, das Spielfeld markiert und anschließend mit einem Künstlerkollegen ein Spielchen wagt, dann geht es ihm jedoch weniger um den Schmäh, Sport zu Kunst gemacht zu haben, sondern eher um das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten innerhalb eines bestimmten Regelwerks: "In einem politischen System voller ungültiger Regeln ist die Entdeckung einer Welt, in der die Regeln gültig sind, eine schöne Entdeckung. Ein System im System", schrieb der Kurator und Theoretiker Vit Havránek darüber, nicht minder lapidar. In seinem eigenen System, das auf der physischen Ebene mit denkbar wenig Material auskommt, begreift Július Koller den Menschen als ein, wie er es nennt, "Wesen zwischen Himmel und Erde" - und vielleicht ist diese simpel scheinende Idee dessen Angelpunkt. Im Literalsinn steht sie für das Verhältnis zwischen Mensch und Universum: Kollers absurdistische "U.F.O."-Arbeiten (die drei Buchstaben können hier für alles Mögliche stehen) testen dysfunktionale Kombinationen, wie etwa jene eines Hemdes mit einem Verkehrsschild. Und metaphorisch kann Kollers Definition des Humanen die Begegnung des Individuums mit der Masse meinen, die sich immer wieder im Fragezeichen manifestiert - am schönsten vielleicht in der Aktion des Jahres 1978, als er Kinder zu einem solchen arrangierte und damit die Frage nach deren Möglichkeiten zehn Jahre nach dem Prager Frühling stellte. So scherzhaft-dadaistisch Kollers Arbeiten zunächst anmuten, von so tiefgehender Intellektualität und ernsthaftem Engagement sprechen sie. Reißerisch formuliert: Sensationell!
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Julius Koller
24.01 - 24.02.2007

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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