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Es war letzten Dienstag - so um 14.00

Ich sitze bei meinem PC in der Galerie - kommen ein paar strenge Typen herein. Die Rubells waren dabei, Stephen Fern, unser aller Kreuzundquersammlerehepaar, Daniella Luxembourg und eine nette junge Lady die streng herum schaut und die anderen beflüstert. Vor allem aber das Ohr eines mir unbekannten Chinesen. Sie sehen sich meine Zeichnungs-Ausstellung an - von oben herab aber nicht ganz unwohlwollend. Wonderful ist zu verstehen und hin und wieder ein nice. - Kaum haben Sie sich ein paar Preise der Zeichnungen angesehen, da beginnt auf einmal so ein unruhiges Zickzackgeflüster mit leicht aggressivem Beigeschmack. "Was sind das für Preise" herrscht mich plötzlich die nette junge Lady an. "Die Preise der Arbeiten" repliziere ich freundlich. "Diese Preise sollen Preise sein???" schrillt es zurück. "Diese wundervolle Zeichnung kostet ? 17.000???" - "Ja sicher ich weiß, die ist teuer, aber dafür ist das auch eine besonders außergewöhnliche und sehr frühe Arbeit des Künstlers". Das Kreuzundquersammlerehepaar streift mich nur mit einem Miniblick und geht sicherheitshalber ab. "Und 880 ? für diese Zeichnung eines Chinesen - das ist doch ein Chinese, oder?!?" "Ja" sag ich, "das ist ein chinesischer Künstler". Plötzlich fängt der anwesende Chinese vor meinem Gesicht mit so einem Karategefuchtel an - ich mir nichts denkend, schaue ihm dabei interessiert zu, bis er mir plötzlich eine klebt. Aua. Die ehemals nette Lady beginnt mich wie wild zu beschimpfen. Ob ich denn nicht wüsste, dass diese Arbeit mindestens das zehnfache wert wäre. Ich würde ja das ganze internationale Preisgefüge völlig durcheinander bringen, geifert sie. Und wie zur Bestätigung knallt mit der Chinese gleich wieder eine. Und während die Rubells gerade die Galerie mit Türgeknalle verlassen, der Stephen Fern sich furchtbar darüber aufregt, dass ich seine Investment-Markt-Politik ad absurdum führe und das Hütchen der Luxembourg vor lauter empörtem Kopfschütteln in Schieflage gerät, beschuldigt mich diese absolut unnette Lady unglaublich aggressiv, dass ich die größte Schande - und zwar die ultimativ größte - für den gesamten Kunsthandel sei. Während alle toben, gerate ich in eine völlige Außerrandundbandpanik, versuche mich wimmernd zu rechtfertigen, dass i really think, that all these prices are the right prices for my collectors with a small budget usw. Aber sofort bekomme ich von dem Chinesen wieder eine solche gesemmelt, dass ich vor lauter Schmerzschreck aufwache. So dankbar war ich schon lange nicht. Und ich freu mich schon, dass heute einer meiner Sammler, der mir wegen meiner Preise noch nie eine geknallt hat, sich eine kleine Zeichnung abholen will, die er sich vorige Woche zum Geburtstag geschenkt hat.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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