
Jens Kastner,
Konzept. Aktion. Sprache - Wiener Gruppe, Wiener Aktionismus, Konzeptkunst, Fluxus und Pop Art aus der Sammlung: Affirmation und Action
Die Hüte solle man sich festhalten, so unglaublich sei dieser Anblick: Eine Zeitschrift aus den 1960er Jahren druckt Bilder einer Pop Art-Ausstellung, in der die Exponate und ihre Präsentation vom Inneren eines Supermarktes kaum zu unterscheiden sind. Diese Ähnlichkeit greift die Ausstellungsarchitektur im MUMOK auf. So wird es dem/der BesucherIn ermöglicht, sich die Bestandteile jener, für die Gegenwartskunst so wichtigen Strömungen des rebellischen Jahrzehnts aus Kojen und Regalen zusammenzuklauben. Die Rebellion gegen die Kunst als Ware allerdings fällt dabei leicht unter den Ladentisch.
An der Auswahl der künstlerischen Arbeiten liegt es nicht, denn in ihnen steckt mehr als Affirmation. In den Schachteln, Kartons und Koffern der Fluxus-Bewegung findet sich nicht nur flexibles Unternehmertum, sondern auch Mobilität als Gegenpart zur sozialen und politischen Statik des Museums- und Galeriensystems. In den Instruction-Pieces, die nur noch angeben, was wie realisiert werden könnte, lässt sich neben der Urform flexiblen Managements auch die Konsequenz aus der Verdinglichung erkennen. Und sicherlich sind in den Experimenten mit der Ästhetisierung von Schrift spätere Werbegrafiken angelegt. Aber sie fungieren auch als fundamentale Kritik an Repräsentationen.
Der zweite Teil der Schau ergänzt diesen fulminanten Überblick über Konzeptkunst, Fluxus und die analytischeren Arbeiten der Pop Art mit den hauptsächlich um die Wiener AktionistInnen gruppierten Infragestellungen der Wirklichkeit. Hier ist es weniger das viele Blut, das beeindruckt, als vielmehr das Fließen der Übergänge zwischen den zuvor noch dichten Genregrenzen: Nicht nur den Körpern ging es an die Oberfläche, auch das filmische Material und die Literatur bekamen Risse, wurden durchlässig und man wusste nicht mehr: Was ist das jetzt, Konzept, Aktion, Sprache?
Wer sich immer noch fragt, warum die 1960er Jahre für die neuere Kunstgeschichte ein entscheidendes Jahrzehnt waren, der/die findet in dieser Ausstellung jedenfalls einige äußerst plausible Antworten. So gesehen also: Hut ab!
Konzept. Aktion. Sprache - Wiener Gruppe, Wiener Aktionismus, Konzeptkunst, Fluxus und Pop Art aus der Sammlung
15.12.2006 - 23.09.2007
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr
15.12.2006 - 23.09.2007
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr
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Thomas Wulffen | 30.07.2007 05:55 | antworten
Ich hatte das Vergnügen, die Ausstellung ebenfalls zu sehen und war begeistert. Auch angesichts der Tatsache, dass in Berlin eine Ausstellung mit Werken aus der Sammlung Marzona stattgefunden, die ähnliche 'Material' anbot, dies aber so gedanken- und lustlos präsentierte, dass man sich über mangelnde Besucherresonanz nicht zu wundern braucht. Offensichtlich hat man sich angesichts des zuweilen doch spröden Materials im Mumok Gedanken darüber gemacht, wie man was wo in welcher Weise präsentiert. Gelungen!
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