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Anna Jermolaewa - Orchestra Reloaded: Ein Tableau von Eigenwelten

Anna Jermolaewa (RU/A) hat in jungen Jahren bereits eine erstaunliche Karriere geschafft. In Leningrad (St. Petersburg) geboren, studierte sie zunächst an der Universität Wien und später noch an der Akademie der Bildenden Künste. Seit 2005 hält sie eine Professur für Neue Medien an der HFG in Karlsruhe. Sie kann auf Einzelausstellungen im Museum Moderner Kunst Passau oder im kanadischen Centre d`Art Neuchatel verweisen und füllt nun mit ihrer Arbeit ORCHESTRA RELOADED (2006) den Tresor des BA-CA Kunstforums. Die Arbeit ist interessant, obwohl medial traditionell. 19 kleine Fernseher finden sich am Boden angeordnet. Ihre Kabelstränge sind beiläufig mit schwarzem Klebeband am Boden fixiert. Auf den zweiten Blick wird erkennbar, dass die einzige Verbindung der Monitore zueinander in eben dieser Verknüpfung besteht und die Figuren in den Schirmen ansonsten für sich alleine sind; jede gefangen in einem definierten emotionalen Zustand. Das ist vermutlich kein Zufall, handelt es sich dabei um motorisiertes Kinderspielzeug, dessen Stärke in der Wiederholung reduzierter Bewegung liegt. Folgerichtig wird der Loop - die Endlosschleife, als formales Mittel und inhaltliche Botschaft gleichermaßen eingesetzt. Die Botschaft funktioniert. Unermüdlich wirken die Figuren in ihrer Isolation aus jeglicher Umgebung, denn weiß ist der Hintergrund und auch der Boden. So wiegt sich in einem Schirm ein Orang-Utan gemächlich und zufrieden vor und zurück. Ganz anders geht es da dem Mädchen in einer Military-Latzhose. Sie wirkt gestresst und weiß vermutlich selber nicht, warum sie ohne Pause mit ihren Hüften wackelt. Der Ordnungswächter dirigiert imaginäre Personen, nur um im nächsten Moment aus dem Bild zu verschwinden. Die Arbeit ist wie eine Metapher für das Festhängen in Eigenwelten. Das Nebeneinander unterschiedlicher Befindlichkeiten wird durch die gekoppelten Klangwelten verstärkt und im Unterschied zur Bildebene sind die Sound-Loops auch entsprechend geschnitten. So wird die Arbeit in der dunklen Stille des Tresors zu einem eigenständigen Erlebnis. Es bleibt über, dass es zwar nicht um ein Miteinander geht, ein Nebeneinander aber durchaus funktioniert und das ist in unserer Gegenwart schon eine wirkliche Haltung.

Mehr Texte von Ursula Hentschläger

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Anna Jermolaewa - Orchestra Reloaded
07.12.2006 - 28.01.2007

Tresor im Bank Austria Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 1 537 33 26, Fax: +43 1 537 33 18
Email: office@bankaustria-kunstforum.at
http://www.bankaustria-kunstforum.at/
Öffnungszeiten: täglich 10-19, Fr 10-21 h


Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
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guttermouth | 30.12.2006 11:00 | antworten
...das CAN (centre d'art neuchâtel) liegt in der schweiz, nicht wie etwa angenommen in kanada...
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guttermouth | 30.12.2006 11:06 | antworten
...das CAN (centre d'art neuchâtel) liegt in der schweiz, nicht wie etwa angenommen in kanada...

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