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fotogramme 1920 > now: Vorwärts in die Vergangenheit

Manche künstlerischen Techniken werden bis in alle Ewigkeit angewandt werden. Andere mögen zwar in der Kunstgeschichte eine wichtige Rolle gespielt haben, verschwanden aber nach kurzer Zeit wieder weitgehend von der Bildfläche. Dazu gehört neben der ungleich relevanteren Fotomontage das Fotogramm. Im Künstlerhaus sucht nun eine Ausstellung (Kuratorinnen: Christina Natlacen, Inge Nevole, Maria Schindelegger) dessen Aktualität zu beweisen. In indifferenter wie modischer Schreibweise hat man die Schau "fotogramme 1920 > now" genannt; allerdings sollte der Pfeil eher in Richtung Vergangenheit weisen. Denn nichts anderes wird hier vorgeführt, als dass diese Technologie, die für die Avantgarde zu ihren wichtigeren Erfindungen zählte, heute relativ irrelevant ist - oder zumindest, dass aus ihr selbst sich nicht mehr wirklich Neues schöpfen lässt. Das zeigt sich vor allem daran, dass sich die zeitgenössischen von den historischen Positionen inhaltlich wie formal eher graduell unterscheiden, stellenweise sogar bloß epigonal wirken: Wenn da etwa Waltraud Palmes "Requisiten für ein besseres Leben", ein Fotogramm-Raster mit Alltagsobjekten, neben Christian Schads "Schadografien" hängen, wenn Ágnes Eperjesis Fotogramme von Küchengeräten (okay, sie sind färbig) Man Rays BH-meets-Kerze-Arbeiten gegenüber stehen, dann wirken sie eher wie ein Aufguss denn wie eigenständige künstlerische Überlegungen. Freilich, die zauberhaften Fotogramme von László Moholy-Nagy sieht man immer wieder gern. Auch die Spaghetti-Fotogramme von Hans Kupelwieser oder die Hecken von Jutta Strohmaier haben eine gewisse Qualität. Und doch wird bald klar, dass sich Traditionen nicht einfach konstruieren lassen, wenn sie so nicht vorhanden sind. Vor allem entsteht der Eindruck, dass kanonisierte Werke jene von jüngeren Künstlern aufwerten sollen. Das schadet diesen doch eher. Allerdings kommt auch Pablo Picasso nicht so gut weg: Seine eher juvenil erscheinenden Arbeiten beweisen in Gesellschaft von denen der echten Meister auf dem Gebiet des Fotogramms, dass auch er nicht permanent den Geist des Genialischen versprühte.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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fotogramme 1920 > now
03.11 - 03.12.2006

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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