Iris Meder †,
Franz Gertsch: Das Leben ist eine Baustellenabsperrung
"Medici" war schon immer ein Star. Überlebensgroß hingen die Schweizer Jung-Bohemiens um den androgynen Luciano Castelli hinter der Baustellenabsperrung in der Eröffnungsschau des Palais Liechtenstein und frappierten durch ihre beiläufige Unmittelbarkeit. Es waren die siebziger Jahre, der Fotorealismus das Gebot der Stunde und Franz Gertsch sein Prophet.
Man würde Gertsch aber Unrecht tun, wollte man ihn auf eine tagesaktuelle Pop-Hipness reduzieren. Gertschs Arbeiten von seinen Anfängen in den Fünfzigern bis zu aktuellsten Projekten dokumentieren nun zwei Ausstellungen im Mumok und der Albertina. Suchend beginnt es mit Selbstbildnissen im Stil der Neuen Sachlichkeit und surrealistischen Versuchen in der Art von Magritte und Delvaux. Die Sechziger sehen Gertsch bereits als Dokumentaristen der aktuellen Populärkultur in gemalten und collagierten schattenrissartigen Portraits, etwa der Rolling Stones.
Eine Nachfolge findet das Thema zehn Jahre später in den Patti-Smith-Bildern. Charakteristischer sind aber Gertschs bekannte pseudoprivate Darstellungen der Künstler-Clique vom "Medici"-Bild, die er immer wieder dokumentiert - noch größer! Noch schnappschüssiger! Und in noch knalligeren Farben! Dass das vom Fotorealismus reklamierte Zurücktreten hinter den Bildgegenstand, die gewollte Anti-Subjektivität nie funktioniert hat, gibt dem Ergebnis gerade seine Spannung.
Die Bildthemen werden dann zunehmend ruhiger, elegische Mädchenportraits treten an Stelle der Luzerner Slacker. In der Folge reduzierte Gertsch auch seine Technik von der detaillierten Malerei auf den noch akribischeren Holzschnitt, dargestellt sind, gerne als monumentale Triptychen, vor allem Wasseroberflächen und Gräser aus dem heimischen Garten. Trotz aller Stones und Patti Smith zieht sich eine Lautlosigkeit und, gerade in der vermeintlichen Momentaufnahme, eine Überzeitlichkeit durch Gertschs gesamte Arbeit. Heraus kommen, ganz klassisch, Bilder, still und von lapidarer Größe.
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Franz Gertsch
20.10.2006 - 11.02.2007
Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
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Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h
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