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Alexander Sturm. Die Wiener Silbermanufaktur und die Wiedergeburt des Kleeblatts: Nicht ohne meinen Becher

Was den Auböcks die Carls, sind den Sturms die Alexanders. Hier wie dort eine Dynastie von entwerfenden Handwerkern, ohne die die hohe Kultur des Wiener Kunstgewerbes im 20. Jahrhundert nicht möglich gewesen wäre. Mit der Retrospektive der Manufaktur Alexander Sturm im Kassensaal der Postsparkasse wird die Entwicklung des Wiener Silbers vom Historismus bis zur Gegenwart in den Fokus gerückt - Stilgeschichte in der Nussschale sozusagen. Mit feinziseliertem Historismus setzte man ein, gearbeitet wurde vorwiegend für den neuen, häufig jüdischen Industrie- und Geldadel der Mautner-Markhof, Löw-Beer, Kohn, Kattus, Meinl, Wittgenstein und Piatnik. Dementsprechend verstand man sich unter anderem auch als Lieferant für "Tempel- und Kirchengeräte". Um die Jahrhundertwende war man liberal genug, in allen Stilarten liefern zu können - unter anderem im "Bing"-Stil. Gemeint war wohl der durch Siegfried Bings Galerie "L´art nouveau" populär gemachte florale Jugendstil französischer Prägung. Die neue Sachlichkeit streifte das Unternehmen mit der Kleeblattpunze, das auch der Wiener Werkstätte zuarbeitete, nur am Rande. In den Dreißigern konnte man sich auf Entwerfer wie Josef Hoffmann ("Zuckerdose mit Quadrate", ist grammatikalisch eigenwillig eine seiner Entwurfsskizzen bezeichnet), Oswald Haerdtl, Ernst Lichtblau und Otto Prutscher stützen, mit denen man auch nach dem Krieg weiterarbeitete. Die Ausstellung ist gleichzeitig eine Geschichte der Wiener Tafelkultur. So wurde einst der Besitz von Reisecacaoservices und Reiseteeservices oder auch einer "Automobillikörgarnitur" für erstrebenswert befunden. Frappierend schlicht und schön ist ein 1926 von Alexander Sturm II. entworfener faltbarer Reisebecher. Beruhigend zu wissen, dass das Unternehmen durch eine beherzte Neuübernahme vor dem Zusperren bewahrt wurde und nicht wenige der historischen Entwürfe nach wie vor produziert werden.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Alexander Sturm. Die Wiener Silbermanufaktur und die Wiedergeburt des Kleeblatts
17.10 - 18.11.2006

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr


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