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Schreib mir ein Haus

Was soll das denn sein? Eine Austellung über Architektur, in der kein einziges schickes Foto zu sehen ist? Kein Multimedia-Rendering, kein 1:1-Medienfassadenmodul, stattdessen nur rechteckige Tafeln mit Schrift, schwarz auf weißem Grund? Das Ergebnis ist äußerst kurzweilig und unbedingt sehenswert. Auch, und das ist eines der Verdienste der Ausstellung, für Laien. Jeder, der einmal eine Wohnung gesucht hat, kennt den immer gleichen lächerlichen Makler-Jargon vom "Pärchen-" bzw. "Singlehit", der sich als dunkles 20-qm-Loch entpuppt. Architektur und Sprache, Architektur ALS Sprache, das ist, zumal in Österreich, ein breites Thema. Neben dem Themenkreis "Jargons", nicht nur von Maklern, sondern auch von Architekturkritikern - hier hat sich die Kuratorin selbst an der Nase gefasst - und Architekten sind Sprach- und Buchstabenspiele von spätbarocken Häusern auf Buchstaben-Grundrissen über Achleitner, Gerngroß und Turnovský bis Lesák zu sehen, wird Architekturtheorie in Zitaten u. a. von Semper, Loos (no na), Strnad, Frank und Christopher Alexander lebendig, literarische Auseinandersetzungen mit dem Bauen kommen in der Auswahl der Kuratoren Gabriele Kaiser und Kurt Zweifel unter anderem von Stifter, Kafka, Musil, Thomas Bernhard und Franzobel. Sehr viel Spaß macht ein Video von Max Gopher, das in seiner Buntheit inmitten der schön reduzierten orthogonalen Schwarz-Weiß-Ausstellungsarchitektur von riccione (einziges Manko: die räumliche Verteilung der Tafeln folgt keinem erkennbaren Sinnzusammenhang) keineswegs stört, sondern im Gegenteil durch seine bewegten Bilder, die alles Gemeinte als Wörter abbilden, eine optimale Ergänzung zu den statischen Texttafeln bildet. Eine Ausstellung, die zu machen Mut voraussetzt und deren genussvolle Betrachtung nur zu empfehlen ist.
Mehr Texte von Iris Meder †

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