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Nur eine Kurzmeldung?

Vor vierzehn Tagen habe ich in meiner Glosse "Die Idomeneo-Falle" die Absetzung der Oper seitens der Intendantin Harms verteidigt. Jetzt ist folgende Kurzmeldung ist auf der Internetseite vom art-Kunstmagazin zu lesen: Iwona Blazwick die Direktorin die Londoner Whitechapel Art Gallery hat vor der Vernissage am 19. September mehrere Zeichnungen mit erotischer Thematik von Hans Bellmer aus ihrer aktuellen Ausstellung entfernt. Sie war offenbar der Auffassung, die Zeichnungen könnten Besucher muslimischen Glaubens in ihren sittlichen Gefühlen verletzen. Die Kommissarin der Ausstellung, Agnès de la Beaumelle vom Centre Pompidou , protestierte umgehend. Die Bellmer-Ausstellung war zuvor in Paris und in der Münchner Pinakothek der Moderne unbeanstandet gezeigt worden. Der Pariser Tageszeitung Le Monde sagte die Ausstellungsleitung, Grund für die Abhängung sei Platzmangel gewesen. In London wird die Ausstellung noch bis zum 19. November gezeigt. ART/Joachim Hauschild, München (Zitat Ende) Sollte diese Meldung der Wahrheit entsprechen, dann ist sie nicht als eine unter vielen zu behandeln. Dann ist sie möglichst offensiv und möglichst breit zu verkünden. Damit wir alle mit allen Mitteln gegen solch einen vorauseilenden Angstgehorsam protestieren können und müssen. Denn unsere gesamte Kunstgeschichte beruht zu einem großen und wesentlichen Teil auf der Auseinandersetzung und Darstellung von Eros und Thanatos. Wenn wir jetzt beginnen unsere Kultur- und Kunstgeschichte zu verleugnen und verstecken, nur damit nicht mögliche sittlichen muslimischen Gefühle verletzt werden, dann lasst uns doch gleiche alle Museen schließen, alle Kunstbücher verbrennen und fröhlichen Herzens und bedeckten Hauptes zum Islam konvertieren. Sollte nun aber die zitierte Bellmer-Meldung vielleicht eine geschmacklos verantwortungslose, zeitgeistig hysterische, oder absichtlich aufhetzerische Meldung sein - und die Formulierung "sie war offenbar der Auffassung" sowie der fett gedruckte und sichtlich vom Autor als Ausrede gewerteter Platzmangel-Hinweis lässt diese Vermutung durchaus zu - dann sollte ein verantwortungsvoller Chefredakteur auch verantwortungsvoll handeln. Und zwar sofort. Am besten mit fristloser Entlassung.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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