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André Butzer - Friedens Siemense (Teil 1): Die Monster in mir

André Butzer malt nicht nur großformatige, expressive Ölbilder. Nein, im Beipack dazu liefert er eine phantastische Story vor realem Hintergrund. Wer hinter seinen Monstervisagen Mickey Mouse und Co als Überraschungsgäste in einem Horror B-Movie vermutet, reagiert zu vorschnell. Aus dem satten Farbauftrag dringen die Porträts körperloser Kopfwesen, die Butzer das Volk der Friedens-Siemense nennt. Auch wenn die Bilder nicht einer gewissen Komik entbehren, danach lauthals aufzulachen ist einem trotzdem nicht zumute. Denn im Begleittext spiegelt sich die ernüchternde Realität einer ausbeutenden Wirtschaftökonomie wider. Die neoexpressionistische Malerei ließen die Jungen Wilden bereits in den 80er Jahren aufleben. In Köln huldigte die Mülheimer Freiheit einem exzessiven Gefühlskult. Wohingegen sich in Hamburg mit den Künstlern Martin Kippenberger, Werner Büttner und Albert Oehlen eine reflexive Version der Malerei herausbildete. Diese Genealogie findet ihre Fortsetzung im 1973 geborenen André Butzer, der Assistent bei Albert Oehlen war. 1996 zählte er zu den MitbegründerInnen des KünstlerInnenkollektivs Akademie Isotrop, dem auch Jonathan Meese angehörte. Das anti-akademische und anti-autoritäre Aufbegehren gegen den Kunstmarkt zelebrierte man am Rande des Systems. Von der Welle der Post-Punkszene erfasst, veranstaltete man im Hamburger Golden Pudel Club Ausstellungen, Seminare und Auftritte der Band Polizeiterror. 1999 fand in Wien in der Galerie Hoffmann & Senn eine Ausstellung statt, in der individuelle und kollektive Produktionsformen ineinanderflossen. Wie sich heute erweist, war auch hier eine Gruppe von Individualisten am Werk, die sich schließlich auflöste. Doch die letzten Essensreste sind noch nicht aufgebraucht. André Butzer pflegt nicht den Small-Talk von After-Show-Partys, sondern holt in Sprüchen wie Uda Kellogs Todesfleisch zur Kapitalismuskritik aus. Zum Einsatz gelangt dabei ein Vokabular, das an den Scheinutopien einer ungelebten Demokratie rüttelt.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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André Butzer - Friedens Siemense (Teil 1)
19.01 - 02.03.2002

Gabriele Senn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1 a
Tel: +43 1 585 25 80
Email: office@galeriesenn.at
http://www.galeriesenn.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17h, Sa 11-14h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Hallo
A.Butzer | 15.02.2002 06:05 | antworten
Ich habe \"(Cola) Kellogg´s Todesfleisch\" an die Wand geschrieben. Kapitalismuskritik finde ich O.K., ich mache aber Kapitalismus- und Großindustrie-Begeisterung, weil alles schlimmer und damit schoener werden soll, und der Angriff auf die Menschheit vollendet wird. Meine Lieblingskunst ist: Edvard Munch, Tizian, Andreas Hofer, Maja Körner, Thilo Heinzmann, Bram van Velde, Asger Jorn und Louise Bourgeois.

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