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Frieze Art Fair 2006: Geld verdienen mit Kunst

Nach nur drei Jahren hat die Frieze Art Fair den etablierten Konkurrenten in Sachen Professionalität den Schneid abgekauft. Denn der jugendliche Charme, welcher der vierten Auflage innezuwohnen scheint, ist zum Teil Programm. Zu diesem Image tragen neben der Zeltarchitektur unter anderem die Galerieschilder an den Kojen bei, die aus Pappkartonböden bestehen und den gewollt provisorischen Charakter des Events unterstreichen. Dabei ist die Frieze längst ein High End-Event, dessen Konkurrenten nicht Kunst Wien oder Art Forum und auch schon nicht mehr Art Cologne heissen. Das fällt bereits am Vernissagetag auf, der mehrfach gestaffelt wichtige Sammler, Presse, VIPs und IPs - in dieser Reihenfolge - die Hallen durchstreifen sieht. Da lauten die Namen eben nicht Richard Lugner, Guido Westerwelle und Wolfgang Niedecken, sondern Gwyneth Paltrow, Elle Mc Pherson und Don Rubell. Pfiffig sind auch die Geschäftsideen der Londoner: Das gesamte Beiprogramm wurde in eine Stiftung ausgegründet, inklusive Podiumsdiskussionen und Rockkonzerten, die unter anderem von der EU finanziell unterstützt werden. Die Messe selbst, die damit einen Großteil der Kosten los ist, ist ein Wirtschaftsunternehmen, dessen Hauptinteresse nicht die Förderung der Kultur ist, sondern der Profit. Das wird auch bei einigen Galerien deutlich - Englandbezug in Form von Union Jack oder verwurstetem Queen-Konterfei ist an mehr als einem Stand anzutreffen. Doch ist die Ausfallquote erfreulich gering. Frische Ware überwiegt und wird fleissig gekauft. Und die muss noch nicht einmal teuer sein, wie etwa Michael Neff aus Frankfurt demonstriert, der den Berliner Aktionskünstler und Betreiber der "Freitagsküche" Michael S. Riedel mit unikaten Arbeiten zu Preisen zwischen 1.000 und 5.000 Euro präsentiert. Bei Emily Tsingou aus London gibt es die atemberaubenden Origami-Arbeiten von Peter Callesen für 1.050 Pfund. Auch mutge Statements sind zu finden, etwa die thematische Konzentration auf Beirut von der deutsch-libanesischen Galerie Sfeir-Semler, die zum riesigen dreidimensiolen Stadtplan aus Kautschuk von Marwan Rechmaoui für 17.000 Euro gleichfalls eine neue Arbeit von Elger Esser anbietet, eine Aufnahme der Küste, die sich auf dem Plan genau verorten lässt, zum gleichen Preis. Soviel Mut beweisen nicht alle. Sadie Cole etwa, Londons angesagteste Galeristin, geht kein Risiko ein und zeigt unter anderem Elizabeth Peyton, Richard Prince und Ugo Rondinone. Auch der "Artist who swallowed the world when it still was a disk" von Erwin Wurm bei Krinzinger aus Wien ist nicht sonderlich gewagt (Ed. 3, Preis 90.000 Euro). Den Vogel schiesst jedoch der White Cube ab. In einem Zimmercontainer mit fürchterlicher Tapete malen Jake und Dinos Chapman im Akkord Portraits von Messebesuchern auf Bestellung. Anfang nächsten Jahres erhalten die Bilder dann museale Weihen in der Tate Liverpool, wodurch ihr Wert um einiges steigen könnte. Preis pro Bild: 4.500 Pfund - plus Steuern. Eines der spannendsten Werke der Messe ist allerdings sowohl unverkäuflich als auch weitgehend unauffindbar: Mike Nelson hat, von aussen nicht wahrnehmbar, zwischen den Galerieständen eine "immersive Installation" geschaffen, die labyrinthisch durch eine Art Dunkelkammerwohnung führt, die mit Fotos angefuellt ist, viele davon vom Bau der Installation selbst. Ahnungslosen Besuchern werden die ungekennzeichneten Zugänge nicht auffallen. Einer davon befindet zwischen den Ständen der Galerien Eigen + Art und Gio Marconi. Wegen der ganztägigen Vernissage der frieze musste die mittlerweile selbst schon renommierte Scope im East End ihre Sneak Preview auf den Mittwoch vorziehen, da der Freitag bereits von der "Zoo" belegt war, einem zum dritten Mal stattfindenden Ableger, der sich tatsächlich im Zoo im Regent`s Park eingerichtet hat.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Frieze Art Fair 2006
12 - 15.10.2006

Frieze Art Fair
NW1 4RY London, Regent`s Park
Tel: + 44 (0)20 7025 3970, Fax: +44 (0)20 7025 3971
Email: info@friezeartfair.com
http://www.friezeartfair.com


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