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Marie-Jo Lafontaine, Les Larmes d\Acier : Das Schöne ist des Schrecken Anfang

Hautnah gleitet die Kamera über schöne athletische Männerkörper beim Krafttraining. 27 pyramidal aufgebaute Monitore bilden die Projektionsfläche für die mediale Inszenierung eines bedingungslosen Körperkults. Der menschliche Körper als Muskelmaschine wirkt hart und aggressiv. Die monumentale Videoskulptur Les Larmes d\Acier (Stahltränen), 1986, sorgte bei ihrer Erstpräsentation anläßlich der Documenta 8, 1987, für heftige Kontroversen. Zu unmittelbar werden Schönheitsterror und narzißtische Verführung von der belgischen Künstlerin Marie-Jo Lafontaine durch dramaturgische Effekte in Szene gesetzt. Der klagende Gesang von Maria Callas Norma steigert den Pathos der schwingenden Schwarzweißsequenzen. Die Lust an der Selbstdarstellung gerät durch größte Kraftanstrengung an die Grenzen des menschlich Erträglichen. Das fortdauerende Spiel der Dressur und der sich wiederholende Rhythmus von Bild und Soundtrack vereinnahmen die Sinne. Inmitten der Arena von Leidenschaften und Obsessionen treffen wir auf archetypische Grundsituationen. Immer mehr gleichen diese Bodybuilder dem mythischen Sisyphus und werden zu Helden des Absurden. Höhepunkte entstehen in Augenblicken in denen es gelingt, durch eine Verschränkung der Körper- und Tonsprache den Schmerz anschaubar zu gestalten und die skulpturale Stilisierung zu durchbrechen. Trotz der gewaltsamen Vereinnahmung existieren lustvolle Momente. Unsere Affinität zum Voyeurismus und zur Bildersucht gelangt durch eine Erotik des Blickes erbarmungslos ins Spiel.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Marie-Jo Lafontaine, Les Larmes d\Acier
01.02 - 29.04.2001

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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