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Postorange - Beispiele ukrainischer Gegenwartskunst: Beklemmungszustände

Die Diskussionen über österreichische Kulturpolitik, die vor den Wahlen abgehalten wurden, liefen heftig und zumeist unsachlich ab. Während die einen Künstler ins Verteidigungsministerium berufen wollten, warnten andere vor (angeblich) unkundigen Mäzenen wie Frank Stronach. Und warum, fragten sich viele, spiele die Kultur so überhaupt keine Rolle in den Fernsehduellen und Elefantenrunden - wo sich Österreich doch so sehr als Kulturnation definiere? Niemand, der hier zu Lande mit Kultur zu tun hat, kann und darf sich mit dem Zustand der hiesigen Kulturpolitik zufrieden geben. Und doch: An manchen Orten, die von Wien gar nicht so weit entfernt sind, existiert derartiges überhaupt nicht. Dies belegt eindrücklich Konstantin Akinshas Essay im Katalog der Ausstellung "Postorange - Beispiele ukrainischer Gegenwartskunst": Die Ukraine nennt der Autor ein "verkommenes Land" nennt, in dem sich "Neureiche als Mäzene gerieren" und vom Staat bloß "kitschige Volkskultur" gefördert werde. Die "orange Revolution" habe in dieser Hinsicht null Verbesserung gebracht. Ebenso beklemmend wie Akinshas Analyse wirkt die Ausstellung, die ausschließlich Fotografie und Video präsentiert (Kuratorin: Hedwig Saxenhuber): In Vika Begalskas Video schleckt eine halbnackte junge Frau die Schuhe eines Mannes, der mit einer Maske angetan ist, ab; in jenem von Gleb Katchuk und Olga Kashymbekova singen zwei Blinde Karaoke zu Braille-Schrift; Sergey Bratkov beobachtet eine alte Frau, die in einer Kantine mitgebrachte Suppe isst, und Boris Mikhailov erstellt - in einer älteren Arbeit - eine fotografische Typologie der Farbe Rot. Eine Ausnahmeposition nimmt hier die Gruppe R.E.P. (Rewolucijnyj Eksperymentalnyj Prostir) mit ihren teils recht gewitzten Straßenaktionen ein: Da verkauft man schon mal "Fast Art" an Badegäste oder demonstriert mit großen Warhol-Plakaten für die Kunst. Dem resignativen Grundton der Ausstellung setzen die Arbeiten dieser kribbeligen und rührigen jungen Leute einen Kontrapunkt entgegen, der trotz allem Optimismus aufkommen lässt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Postorange - Beispiele ukrainischer Gegenwartskunst
10.10 - 05.11.2006

Kunsthalle Wien Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz/Treitlstraße 2
Tel: +43 1 52189-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 11-19, Do 11-21 h


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