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Judith Eisler - anhauchen: Und einatmen und ausatmen, und einatmen und ausatmen

Bereits in ihrer Serie "Interieurs" hatte die New Yorker Künstlerin Judith Eisler sich Prozessen der Auflösung und dem Spiel der Unschärfen zugewandt. In ihrer aktuellen Serie "Anhauchen" bilden Filmstills oder direkte Shoots vom Fernsehmonitor das Ausgangsmaterial ihrer Malerei. Die während dieses Reproduktionsprozesses entstehenden Unschärferelationen gelangen effektvoll zum Einsatz.

Ob es nun das im Pinselstrich der Haarsträhnen oder Luftzirkulationen aufgelöste Profil von Isabelle Huppert ist, oder Holly, die im Zigarettenqualm verschwindet oder Julie, die ihren Atem in den Telefonhörer haucht - im Nebeneinander unterschiedlicher Filmsujets gewinnen deren Medienrealitäten durch malerische Stilsynergien eine spürbare Durchlässigkeit. Die Flut des Scheinwerferlichtes bei Filmsets wird in den gemalten Bildern trotz der Zweidimensionalität der Bildfläche nochmals gesteigert, gelangt durch die Körperlichkeit der Leinwand zu einer inhalierten Aura. Durch eine Vielzahl von übereinander gelagerten Lasuren wird eine intensive Farbleuchtkraft bewirkt.

Es sind vor allem Filmsujets in welchen der menschliche Atem entweder durch den Rauch von Zigaretten oder durch Nebelschwaden sichtbar wird, welche Judith Eisler als eine Art Footagematerial auswählt. Diese Momente einer visuellen Unentschiedenheit werden durch beiläufige Einstellungen oder wie Nicole Scheyerer in ihrem Essay zur Ausstellung es treffend formuliert, durch filmische Zwischenbereiche produziert.

Fasziniert von Nebenschauplätzen durch deren Einblendung jede ansonsten notwendige Distanz verschwindet, geraten Judith Eislers Lichtgestalten und Schattenwesen zu einer ätherischen Existenz. Es sind vor allem Filmszenen in welchen der menschliche Atmen durch ein bewusstes Innehalten, ein Ein- oder Ausatmen oder ekstatische Momente sichtbar wird. Oder Extremsituationen wie in David Cronenbergs Film "Crash".

Es sind schwebende Gestalten, eine Lust zur Überschreitung auf die man in den Bildern trifft und deren inneres Feuer durch eine Neigung zu Orange- und Brauntönen verstärkt wird. Jede Übertreibung, welche ansonsten der Figur der Selbstdarstellerin und Filmikonen wie Hedy Lamarr zu eigen ist und eine Voraussetzung für deren künstlerische Subjektivität bildet, wird relativiert. Diese eigenwillige Reduzierung der Lücke zwischen Artefakt und Atemholen überträgt sich in den Raum und bezieht das materielle Verfahren des Bildaufbaus mit ein. Die Fotovorlage des Filmstills bildet hier nicht das Resultat einer abweichenden Wiederholung, sondern bringt gleichzeitig das ambivalente Verhältnis zwischen Malerin und Produktion zum Ausdruck.

Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Judith Eisler - anhauchen
13.09 - 21.10.2006

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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