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G.R.A.M. - Wiener Blut: Das Gelächter der vier Buchstaben

Hoppla, da stimmt was nicht. Da hängen Fotos mit Face Farces, doch das sind nicht die verzerrten Züge Arnulf Rainers. Der Mann an der Leine ist nicht Peter Weibel, und sein Frauerl - im Original ist es VALIE EXPORT - wurde durch ein Herrl ersetzt. Auch in den durch Fotos überlieferten Posen von Rudolf Schwarzkogler, Hermann Nitsch oder Otto Mühl sind Herren mit weniger bekannten Gesichtern zu sehen. Es sind Mitglieder der Künstlergruppe G.R.A.M. Mit der Fotoserie \"Wiener Blut\" greifen G.R.A.M. die bekannten Fotos des Wiener Aktionismus auf und stellen sie nach. Das kann sehr komisch ausfallen, allerdings nur, wenn man die Vorbilder kennt. Denn nur dann sieht man, wo Günter Holler-Schuster als Arnulf Rainer posiert oder erkennt in der Szene, in der er einem Kollegen ein Ei über dem nackten Hintern aufschlägt, eine Aktion von Otto Mühl. Und nur dann entfaltet sich die beabsichtigte Wirkung: Das ehemals Schockierende und Anarchistische der Aktionen erhält mit einem Mal etwas bieder Humorvolles. Wollen die vier Buchstaben aus Graz den berühmten Kollegen ans Bein pinkeln? G.R.A.M. verneinen dies, halten es aber für legitim, mit kalkulierter Boshaftigkeit am Überväterimage des Wiener Aktionismus zu kratzen, besonders, weil dieser noch immer auf junge KünstlerInnen eine machtvolle Wirkung hat. Und das, obwohl dessen noch lebende Protagonisten durch ein schwaches Spätwerk den Mythos längst selbst dekonstruieren. Das 1987 gegründete und nach den Initialen der Vornamen von Günther Holler-Schuster, Ronald Walter, Armin Ranner und Martin Behr benannte Künstlerkollektiv G.R.A.M. ist seit Jahren dafür bekannt, mit dem Wirklichkeitsaspekt der Fotografie zu spielen. Aktionen, erstarrt zu berühmten Bildern, erwachen zu neuem Leben. Durch das simple Kopieren der auf Fotos gebannten Aktionen wird unweigerlich zur Parodie, was einmal Revolution gewesen ist. G.R.A.M. entlarven das Pathos ebenso wie die heutige Unzeitgemäßheit und rücken zurecht, wie mit dem Wiener Aktionismus mittlerweile umgegangen wird.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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G.R.A.M. - Wiener Blut
18.01 - 09.03.2002

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


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