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Ian Burns: Bilderwerfer

Nach 9/11 hat jedes Bild von einem Flugzeug seine Unschuld verloren - daran hat sich trotz fünfjähriger zeitlicher Distanz auch heute nichts geändert. Ian Burns baut sie häufig in seine kinetischen Skulpturen ein - in der Galerie Hilger präsentiert er zwei Modelle: Eines, eine Art automatisches Theater, in dem sich zwei Bühnen rasant abwechseln und mittels einer low-tech-Vorrichtung Bewegung stattfindet - die sich auch als Schattenspiel betrachten lässt. Und ein anderes, eine Art Rahmen, in dem Objekte montiert sind, die sich mit Hilfe eines Propellers (der wiederum von einem Ventilator angetrieben wird) bewegen. Recht wackelig flattert da etwa in einem dieser Rahmen ein Flugzeug auf und ab, während unten ein Schiff auf und ab schaukelt - beinahe möchte man meinen, das Ding kracht gleich in sich zusammen. In den aus rohem Holz gezimmerten Guckkasten- und Schatten-Bühnen gibt es meistens mehr Action: Da explodiert etwa ein Auto, zack, Kulissenwechsel, ein Panzer jagt Autos jagen einen Panzer jagt weitere Autos, zack, Kulissenwechsel, wieder explodiert das Auto und so fort - Actionfilm trifft auf Terrorismus. Anderswo eine fast Bruce-Nauman-artige Aneinanderkettung von einem Mensch in grünem Overall, der eine andere, nackte Figur mit einem Besen penetriert, die immer wieder den Kopf zu einem bellenden Hund wendet - das Bild wechselt sich ab mit einer Hand, die den Daumen hoch streckt und so das Geschehen positiv kommentiert. Banaler wird es da, wo Medienkritik und Sex ins Spiel kommen: Ein Mann, der von Programm zu Programm zappt, dazwischen ein bisschen onaniert - na ja. Stöckelschuhe, die laufen und sich dabei überschlagen, dazu Stöhnen von der Kassette, und Brüste, die sich auf und ab schieben - muss das sein? Unweigerlich erinnert Ian Burns? mit seinen Theaterbauten, seinen hölzernen Schablonenfiguren und der Abruptheit der Bewegungen, die diese vollziehen, an die Arbeiten von William Kentridge. Allerdings teilt er dessen Ernsthaftigkeit ebenso wenig wie dessen Pathos. Faszinierend bleibt vor allem der Einblick in die einfache Technik, mit der Burns seine Bilder bewegt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ian Burns
25.08 - 30.09.2006

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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