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China Now - Kunst in Zeiten des Umbruchs: Trend: Wende

Wer heute China sagt, muss auch Wandel sagen. Oder Umbruch, Wende, Veränderung. In der Sammlung Essl ist denn gleich von einer "Faszination der Weltveränderung" die Rede, zumindest im Untertitel der Ausstellung "China Now". Wie sich dieser Wandel in der Kunst niederschlägt, wird allerdings nicht so recht ersichtlich - dies lässt sich einem ausführlichen Aufsatz des Kurators Feng Boyi im Katalog entnehmen. Konsequenterweise müsste man dafür schließlich auch die Exponenten regimetreuer Soz-Art früherer Jahrzehnte einladen. Schon die Titel der sieben Kapitel, in die sich die Ausstellung gliedert (darunter "Individuelle oder kollektive Erfahrung und Erinnerung", "Rebellischer Spott", "Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung"), deuten allerdings an, dass hier Nägel mit Köpfen gemacht werden - wenn sich explizit formulierte Kritik auch aus nahe liegenden Gründen in Grenzen hält. Dennoch: Die Schau ist von einer Gegenwärtigkeit, die man so in der Sammlung Essl tatsächlich schon lange nicht mehr gesehen hat; und für den westlichen Betrachter lesbar - ein Nebeneffekt der bösen und identitätsraubenden Globalisierung. So können auch Nicht-Sinologen den Verfall der Versammlungssäle aus der Zeit der Kulturrevolution, die Shao Yinong und Muchen fotografiert haben, begreifen; oder den chinesischen Gelehrten, der wie ein Ruhepol außerhalb jeder Raum- und Zeitdimension in den großformatigen Stadtfotografien von Miao Xiaochun auftaucht, entdecken. Andere Künstler - unter den insgesamt 42 Teilnehmern finden sich gerade mal drei Künstlerinnen - beschäftigen sich mit Massenkultur (Li Zhanyang in einer bühnenartigen Bahnhofsszenerie aus bunt bemalter Bronze, Zhuang Hui in einem Foto-Fries, auf dem unzählige Arbeiter abgebildet sind) oder Erinnerungsarbeit (Hai Bo in seinen Vorher-Nachher-Gruppenfotos, Zhang Xiaogang in großformatigen Gemälden, die sich auf Familienfotos der 50er-Jahre beziehen). Viele der Künstler kennt man freilich schon - und wird ihnen demnächst wohl wieder begegnen, planen doch mehrere Häuser weitere China-Ausstellungen. Fragt sich bloß, wie lange der Trend noch anhält.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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China Now - Kunst in Zeiten des Umbruchs
15.09.2006 - 25.02.2007

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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