Werbung
,

Wenn`s den Deutschen gut geht

Eines hatte ich übersehen, als ich eine "Matchbesprechung" für das Spiel um den 3. Platz zugesagt hatte: Dass an diesem Abend L. ihren 40. Geburtstag feiern würde. Und obwohl ich mir schon seit Wochen den Kopf zermartert habe, wo dieses wohl am besten zu besichtigen sei (Adria? Herrmannstrand? Flex? Anzengruber? Oder doch Kriau?) steht Freitags nacht, als L. mich auf dem Anrufbeantworter an ihre Party erinnert, fest: Ich muss das Spiel wohl während L.`s Party anschauen. Ich meine, da geht`s um einen runden Geburtstag, da kann man nicht einfach fernbleiben. Schon als ich eintrete, überfallen mich sämtliche Gäste mit Fragen: "Du bist also die Sportreporterin?" Um 21 Uhr, nach etwa vier Achteln Weißburgunder, wandere ich ins Wohnzimmer. Manchmal hasse ich meinen Job. Langsam gesellt sich ein Teil der Party dazu, gottlob. Im Vordergrund liegen drei kleine Buben auf dem Boden und fragen, warum Ballack nicht mitspielt. Am Sofa sitzen etwas größere Buben und sagen mir, was ich schreiben soll. R. behauptet, der ORF-Kommentator sei besser. Wir schauen ZDF. Bis zur 21. Minute ist das Spiel langweilig. Zumindest für Leute, die noch nicht lange die Gewohnheit haben, Fußball zu schauen. Dann entspinnt sich mit V. eine Diskussion über Patriotismus, Nationalismus, die Deutschen und überhaupt. Diese dauert bis zur 40. Minute. Noch immer kein Tor. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit gibt die Tochter des Hauses ein Geigenständchen im Garten, für die, die nicht Fußball schauen. Es sind überraschend viele. Dann hüpfen Kinder im Badezeug durchs Wohnzimmer, es gibt Hackbraten und noch mehr Wein. Wobei, eigentlich gehört ja Bier zu Fußball. Egal, Alkohol ist Alkohol. Endlich, 56. Minute: Schweinsteiger schießt ein Tor. Die Fraktion der Deutschland-Fans ist eindeutig kleiner hier. Oder vielleicht weniger lautstark. Besonders bitter wird`s für die Portugal-Anhänger, als Petit ein Eigentor schießt. 77. Minute, wieder Schweinsteiger (wieso haben diese deutschen Fußballer eigentlich so merkwürdige Namen?). R. hat am Anfang prognostiziert, dass die Deutschen 3:2 gewinnen werden. Jetzt müssten als die Portugiesen noch zwei Tore schießen. Eines geht sich noch aus, zwei Minuten vor Spielende, Nuno Gomes. Trotzdem, die Deutschen, "de Preissn", wie sie S. nennt, haben gesiegt. Und K. sagt: "Wenn`s den Deutschen gut geht, geht`s uns auch gut, schreib das bitte."
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: