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Und Schluss

Wir werden es vielleicht nie erfahren, was ihn dazu bewog, seiner Karriere dieses Ende zu geben. Zidane, der von den Franzosen mit Sicherheit gefeiert worden wäre, egal ob Weltmeister oder nicht. Aber da kochten sichtlich die Emotionen hoch, nach den vorangegangenen Spielen, an deren Ausgang Zidane nicht unwesentlich beteiligt war, nach dem in lässigster Manier fast verschossenen Elfmeter, nach der ungenützten Chance per Kopfball ewiger französischer Fußballheld zu werden. Es war ihm offensichtlich zu viel geworden, das übliche Gezerre und Geschubse und der verbale Kleinkrieg auf dem Feld. Vielleicht wollte Zidane aber einfach endgültig Schluss machen, mit seiner Bilderbuchkarriere und vor allem mit einem Finalspiel, in dem es Frankreich einfach nicht schaffte, den Ball ins Tor zu bekommen. Konsequent wie er schon zuvor gebeten hatte, nach seinem Karriereende nicht mit Fragen belästigt zu werden, kam er dann auch nicht auf das Spielfeld zurück, um sich die Medaille des Verlierers umhängen zu lassen. Ob er sich den Goldenen Ball abholen wird, den ihm die Fußballjournalisten als bestem Spieler der WM verliehen haben, wird man noch erfahren. Es sagt viel über den Spielverlauf des Finales aus, dass Italiens Abwehrchef und Kapitän Fabio Cannavaro bei dieser Wahl den zweiten Platz erreichte. Denn darin wurden die Italiener ganz sicherlich Weltmeister: Im Zerstören der von den Franzosen zu zögerlich und vor allem nur von der Sturmspitze Henry vorgetragenen Angriffe. So gesehen sind die Italiener auch der verdiente Sieger dieses Finales und sie konnten beweisen, dass Italienische Spieler gewinnen können, ohne dass der Schiedsrichter bestochen werden muss. Erleichtert auch die Deutschen, wurden sie doch vom Weltmeister aus dem Bewerb gekickt. Die WM ist vorbei und die Entzugserscheinungen der Fussball-Begeisterten werden sich auch bald wieder legen. Das von André Heller ersonnene und den Organisatoren zusammengeschnippelte Kulturprogramm zur WM ist endgültig Geschichte und in Berlin macht man sich Gedanken darüber, wie man die vielen Hundert Quadratmeter pinkfarbene Folie wieder vom Fernsehturm abkratzen kann. Und dass sich Kanzler Schüssel die Italiener und SPÖ-Vorsitzender Gusenbauer die Franzosen - beide waren übrigens beim Finale auf der Tribüne in Berlin anwesend - zum Vorbild für den anstehenden Wahlkampf in Österreich zum Vorbild nehmen wollen, ist nicht bestätigt.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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