Werbung
,

The Essence 2006 - Jahresausstellung der Universität für Angewandte Kunst: Angewandte Entwicklungspotenziale

Wenn eine Kunstakademie in einer Jahresschau im MAK Arbeiten ihrer Studierenden zeigt, dann ist das in etwa so, als würde eine geisteswissenschaftliche Fakultät im, sagen wir, Verlag C. H. Beck Semester- und Diplomarbeiten publizieren. Schon jetzt weiß man, dass man nur von einem Bruchteil der hier vertretenen KünstlerInnen nach Absolvierung ihres Studiums hören wird. Und ihre Werke demonstrieren vor allem einen Entwicklungsschritt. Was nichts mit einem noch fehlenden Magistertitel zu tun hat, sondern einfach mit der Tatsache, dass ein Lernprozess eben seine Zeit dauert. Hat man sich all diese Parameter vergegenwärtigt, kann man also beruhigt die Jahresausstellung der Angewandten betreten. Schon im Vorjahr zeigte die Universität eine Jahresausstellung selben Titels im MAK. Diese hier, kuratiert von Edek Bartz, schlägt die vorige allerdings um Längen. Nicht, weil plötzlich die Studierenden bessere Arbeiten produzieren würden. Sondern weil diesmal jede Klasse ihr eigenes Display entwickelt hat und so weniger Künstler-Individuen, sondern kollektive Prozesse im Vordergrund stehen. Da haben Erwin Wurms Studenten ihre - oft spielerisch-experimentellen und recht witzigen - Arbeiten in einen Sperrmüll-Haufen eingebastelt, der sich wie eine Kreuzung zwischen Schlingensief-Bühnenbild und Bock-Installation gebärdet, die Malerei-Klasse von Johanna Kandl ihre - großteils recht braven - Bilder in einem recht konventionellen Raum aus Sperrholz aufgehängt, und die angehenden Architekten präsentieren ihre Entwürfe auf langen Bodendisplays, natürlich inklusive Modellen und Monitoren. Die spritzigste Präsentation allerdings haben sich die Restauratoren ausgesucht, deren Arbeiten ansonsten ja, euphemistisch ausgedrückt, nicht unbedingt Publikumsrenner sind: Während früher da ein Moped auf einem Sockel stand und langwierige Erklärungen rasch zu Ermüdung führten, hat diesmal die section a Diplomarbeiten und Vorher-Nachher-Fotos, Diagramme und Werkzeuge derart in Szene gesetzt, dass auch Nicht-Fachleute hängen bleiben. Und sich daran erinnern, dass man es hier mit einer Universität für ANGEWANDTE Kunst zu tun hat.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

The Essence 2006 - Jahresausstellung der Universität für Angewandte Kunst
30.06 - 16.07.2006

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: