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Siggi Hofer - Art Award 2006: Raumeroberungen

Mit hobbymäßigen Wald- und Wiesenmalereien über den Schreibtischen haben fortschrittliche Unternehmen schon lange nichts mehr am Hut. Kunst am Arbeitsplatz wird zunehmend als Herausforderung und Investition in die Zukunft begriffen. Das kreative Potenzial der Mitarbeiter durch Schöpferisches auf hohem Level zu wecken ist eine der Intentionen. Im Sammeln und Fördern von Kunst spiegelt sich aber auch der kulturelle Repräsentationsanspruch eines Konzerns wider. Wie lohnenswert dies für die Öffentlichkeit ist, verdeutlichen seit 1994 auch die Aktivitäten des Strabag Kunstforums. 2004 wechselte es seinen Standort von Spital/Drau in die Wiener Donau-City. Den Sammlungsschwerpunkt bilden Malereien und Grafiken Österreichischer Provenienz, von den 1950ern bis in die Gegenwart. Einblick in den mehr als 1200 Werke umfassenden Bestand gewähren die Büroetagen sowie das Dachgeschoss. Hier befindet sich die Art Lounge, die einen sensationellen Panoramablick bietet. Bis zu acht Ausstellungen pro Jahr werden aus den Sammlungsbeständen entwickelt, vor allem aber ist das Programm durch Präsentationen der Art-Award-Gewinner bestimmt. Denn seit rund 15 Jahren vergibt der Konzern alle zwölf Monate einen mit 10.000,- Euro dotierten Kunstförderpreis an KünstlerInnen unter 40. 275 Einreichungen waren es heuer und Siggi Hofers großformatige Aquarell- und Tuschearbeiten haben die Jury am meisten überzeugt. Ausgesprochen eigenwillig bringt der gebürtige Südtiroler Jahrgang 1970 seine Vorstellungen von architektonischer Flächennutzung aufs Papier. Hochhauskomplexe, Wohnsiedlungen und Industriebauten erheben sich auf stark ausgesetzten Freiarealen extrem zerklüfteter Gegenden. Autobahnen, Brücken und Flüsse schaffen dabei nicht immer die Verbindung von einem Knotenpunkt zum anderen, brechen mitunter ab, münden in die Tiefen klaffender Schluchten. Aus der Vogelperspektive und in obsessiver Detailgenauigkeit entwirft Hofer seine skurril-utopischen Konzepte von Raumeroberung. Textblöcke, die "Ende", "King Kong" oder "Knall" schreien, schiebt er als kompositorische Brüche ein und legt damit das narrative Potenzial seiner Arbeiten offen. Hofer versteht es aber nicht nur in seinem grafischen Werk unsere Vorstellung von bebauter Umgebung umzumodeln. Auch mit Schriftinstallationen aus Pressspanplatten appelliert er an unsere herkömmlichen Begrifflichkeiten von Raum und Ordnung. Bierseelig wird der Künstler zudem zum Popstar wie ein Video zeigt. Und eine beeindruckende Plattensammlung von Milva besitzt er auch. Fotos aus Kindheit und Jugend sowie zu Wolkenkratzern aufgetürmte Joghurtbecher sind weitere Versatzstücke dieser gut choreografierten Schau, die nicht nur bei den Mitarbeitern der Bauholding großen Zuspruch finden dürfte.

Mehr Texte von Manisha Jothady

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Siggi Hofer - Art Award 2006
30.06 - 21.07.2006

Strabag artlounge
1220 Wien, Donau-City-Straße 9
Tel: +43 / 1 / 22 422 - 18 48
http://www.strabag-kunstforum.at


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