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Judith Eisler - Interiors: Vieldeutige Unschärfen

Kaum entzieht sich etwas unserem Zugriff, schon wird es interessant. Ist da beispielsweise ein unscharfes Foto, auf dem gerade noch ein Blick durch ein regennasses Fenster in irgendein Wohnzimmer zu erkennen ist, könnte es schon vorkommen, daß ein Betrachter länger davor verweilt, als vor einer scharf gezoomten Aufnahme. Er wird vielleicht, besonders wenn es sich dabei um ein Bild der Amerikanerin Judith Eisler handelt, den leicht verzerrten Männerkopf im Vordergrund total übersehen und dafür ein Sofa für einen liegenden Frauenakt halten. In Abwandlung des bekannten Diktums von Caspar David Friedrich könnte man behaupten, der Betrachter sehe nun einmal nur das vor sich, was er auch in sich hat - und mehr nicht. Judith Eisler arbeitet mit genau diesem inneren Potential. Zu diesem Zweck fotografiert sie Standbilder aus Spielfilmen vom Bildschirm ab und setzt diese Fotos in Malerei um. Das Medium Film garantiert die Anbindung ans kollektive Unbewußte. Obwohl sie immer uncharakteristische, sozusagen gesichtslose Filmstills, zumeist aus B-Pictures auswählt, geht ihre Rechnung auf: Jeder hat Bilder wie diese schon gesehen. Die Fantasie besorgt den Rest. Das banale, alltägliche Bild als Ready made - man kennt das ja von Warhol oder Richter. Doch mit der kunsthistorischen Referenz allein ist Eislers Arbeiten nicht beizukommen. Da ist noch mehr. Da war einmal etwas real und ist nun bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, sein Abbild könnte auch etwas ganz anderes darstellen. Höchste Individualität und breiteste Verallgemeinerung fallen hier in Eins zusammen.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Judith Eisler - Interiors
12.06 - 28.07.2001

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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