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Franz West - \"Mondschein\": Go West Neurosa

Berührungsängste gegenüber der Kunst legt man in einer Ausstellung von Franz West schnell ab. Seine Skulpturen und Installationen gewinnen erst durch eine körperliche Benützung an Intensität. Wie das Leben so spielt, jettet Franz West als international gefeierter Künstler rund um die Welt. Eingelesen in die Schriften Freuds und Wittgensteins blickt er mit seinen Werken tief in die Abgründe der österreichischen Seele. Kein Wunder, daß er sich hierzulande rar macht und erstmals seit fünf Jahren wieder eine Einzelausstellung organisiert. Die Gebrauchsanweisung für seine Werke liefert der Künstler durch eine Videoinstallation gleich mit. Aus dem Video erfährt jeder, der dem lähmenden Sprachfluß von Gudrun Ankele zu folgen vermag, Details über den Rest der Ausstellung. Seit 1984/85 kombiniert West Fundstücke mit Papiermaché oder Gips. Das farbige Objekt \In der Schweiz\ (2001) spiegelt durch seine absurde Gestalt, die aus einer Farbdose dringt, Tendenzen der Antiform wider. Angesichts der Collagen im Obergeschoß der Galerie läßt sich direkt nachvollziehen, wie das Erhabene im Werk Wests auf das Gewöhnliche trifft. Relaxen kann man auf den Chaiselongues der Installation \Mondschein\, die in abgewandelter Form als \Moon Project\ im MoMa New York gezeigt wurden. Als BenützerInnen der Objekte werden wir zum Teil der Installation. Bereits in seinen frühen Paßstücken (1977) lenkte West die Aufmerksamkeit darauf, daß es in seiner Kunst nicht bloß um Rezeption, sondern um Interaktion geht. Seine Auseinandersetzung mit Fragen der menschlichen Befindlichkeit und neurotischen Seinsformen hat West zu einem gelungenen Gesamtkunstwerk entwickelt. Die Steigerung hin zum Theatralischen und Ereignishaften hat ihren Höhepunkt allerdings noch nicht erreicht. Franz Wests intensive Auseinandersetzung mit Gilles Deleuze Theorie der Falte öffnet aber auch Interpretationsmöglichkeiten, die auf ein bizarres Neobarock hinauslaufen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Franz West - \"Mondschein\"
25.05 - 31.07.2001

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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