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Die Tafelrunde - Egon Schiele und sein Kreis: Neukünstler und Vereinsmeier

Zum Image des modernen Künstlers gehörte lange die Fantasie des einsamen Genies, das alleine und im Widerspruch zur Außenwelt schafft und seiner Zeit voraus ist. Seine prototypische Verkörperung fand diese Vorstellung vom modernen Künstler in der Person Vincent van Goghs. Ein Künstler, der zu Großem berufen ist, kann doch nicht einfach so unter den gewöhnlichen Menschen leben, ohne Kämpfe, Rückschläge und Leiden, dachte man. Dass es sich, vielleicht bis auf wenige wirklich tragische Fälle, dabei um eine romantische Legende handelt, macht das Thema einer Ausstellung in der Österreichischen Galerie klar. Darin geht es, kurz gesagt, um Egon Schiele und seine Neigung zur Vereinsmeierei, die durchaus im Trend seiner Zeit lag. 1909, noch während Schiele an der Wiener Akademie studierte, gründete er zusammen mit Gleichgesinnten, darunter Anton Faistauer und Franz Wiegele, die sogenannte „Neukunstgruppe“. Als Vereinigung mit wechselnden Mitgliedern stellten die „Neukünstler“ bis 1912 mehrfach aus; 1912/13 lösten sie sich auch schon wieder auf bzw. traten kooperativ dem „Bund österreichischer Künstler“ um Gustav Klimt und Otto Wagner bei. Als Abschluss der „Neukunst-Aktivitäten“ wird die 49. Ausstellung der Wiener Secession im März 1918 betrachtet, die Schiele, kurz vor seinem unerwartet frühen Tod, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Durchbruch brachte. Dort wurde unter 19 Ölbildern und fast 30 Zeichnungen Schieles das Bild „Die Freunde (Tafelrunde)“ gezeigt, das nicht nur der 49. Ausstellung der Wiener Secession, sondern fast 90 Jahre später auch der nach ihm benannten Ausstellung der Österreichischen Galerie als Plakatsujet diente. Egon Schiele befand sich also in Gesellschaft. Seine damaligen, in der „Tafelrunde“ verewigten Mitstreiter um die neue Kunst waren sein kurz zuvor verstorbener Mentor Gustav Klimt, für den Schiele einen Stuhl leer gelassen hat, Albert Paris Gütersloh, Georg Merkel, Felix Albrecht Harta, Alfred Kubin und Anton Faistauer, die auf dem Gemälde und dem Plakat zu sehen sind, aber auch noch weitere, z.B. Oskar Kokoschka, Max Oppenheimer und Anton Kolig, die zeitweilig mit von der Neukunst-Partie gewesen sind. Es ist schon eine gute Idee, eine Ausstellung rund um ein Werk eines bekannten Künstlers zu gruppieren, um damit auch seine weniger berühmten Kollegen einmal ins Rampenlicht zu stellen. Der Katalog zur Schau ist gut recherchiert und hat das Potential zum Standardwerk. Zugleich wird aber auch deutlich, warum es die üblichen Verdächtigen sind, die man heute kennt und sehen möchte. Neben Klimt, Schiele, Kokoschka, Kubin und Oppenheimer wirken andere einfach etwas zu blass.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Die Tafelrunde - Egon Schiele und sein Kreis
14.06 - 24.09.2006

Belvedere
1030 Wien, Prinz-Eugen-Strasse 27
Tel: +43 1 795 57-0, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr


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