Werbung
,

Anna Jermolaewa - Action!: Action!

Kaum hat man das Gedränge in der U-Bahn hinter sich zurückgelassen, wird man in der Galerie Mezzanin mit einem Déjà-vu-Erlebnis konfrontiert. Die 31-jährige Künstlerin Anna Jermolaewa gestaltet durch eine großflächige Videoprojektion den White Cube eines Ausstellungsraumes zu einer Black Box um. An die Wand gespielt wird der Menschenauflauf in einer U-Bahn Station von St. Petersburg. Was zunächst wie der Blick durch eine Überwachungskamera wirkt und Ängste vor dem Orwellschen Kontrollstaat wachruft, sind Aufnahmen einer versteckten Kamera. Bereits in diesem ersten Video von 1996 äußert sich in der forcierten Wiederholung von Bildern eine Dekonstruktion kultureller und sozialer Gesellschaftscodes. Ein Verfahren auf das sich Derridas Begriff der List wunderbar anwenden läßt. Anna Jermolaewa gelingt es, durch diese List den Mythos einer medienimmanenten Freiheit der Interaktion mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Eine Woche vor Ausstellungsbeginn entsteht das Video Shooting. Es zeigt die Künstlerin, wie sie mit einer Pistole direkt in die Kamera zielt. Der Schußwechsel trifft auf keine unsichtbaren Gegner, sondern stellt die Rolle der BetrachterInnen als omnipotente Voyeure in Frage. Im Unterschied zur Performance TV-Tod, I (1974) von Richard Kriesche, der auf einen Monitor schießt, setzt Jermolaewa die bis dato radikalste Aktion: Sie zerstört mit einem Schuß während der Aufnahme die filmende Videokamera. Ein erster Schritt der Versuchung an bewährten Stilmitteln festzuhalten zu entgehen? Die environmentartige Videoinstallation Try me (2001) entwickelt durch ihre meditative Sogwirkung eine extreme Verdichtung, die sich jeder Zerstreuung widersetzt. Das Serielle und die Simultaneität der Abläufe, wie wir sie aus Videos von Nam June Paik kennen, denkt Jermolaewa durch ihre Konsumkritik konsequent weiter. Dennoch: Ihr letztes Video Shooting verspricht einen spannenden Neuanfang.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Anna Jermolaewa - Action!
10.05 - 14.07.2001

Galerie mezzanin
1010 Wien, Getreidemarkt 14/Ecke Eschenbachgasse
Tel: +43 (0) 1 526 43 56, Fax: +43 (0) 1 526 91 87
Email: mezzanin@chello.at
http://www.mezzaningallery.com
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: