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Reflection & Distraction - Judith Huemer, Markus Schinwald, Anita Witek: Niemand ist eine Insel

Alles was die Aufmerksamkeit erregt, wird heute zum Bild - zur Fotografie, zum Video, der mediale Transfer durchdringt nicht zuletzt durch den hastigen Griff zur Digitalkamera oder durch den Fotoshoot per Handy unser Leben. Niemand will den "Augenblick" verpassen Die demonstrative Frage, wie Kunstwerke und im speziellen Fall Fotoinstallationen den Blick und den Ort der Darstellung und Repräsentation verändern, stellt die vom Künstler Herwig Kempinger kuratierte Ausstellung "Reflection & Distraction" im Fotohof, Salzburg. Ein gelungenes Kontrastprogramm zu publicityträchtigen, schrillen und zynischen Medienformaten bildet der Zyklus "360° in one day" (2002) von Anita Witek. Die Fotografien gewähren intime Einblicke in die unspektakuläre Alltagsroutine von ProtagonistInnen, deren Identität im Dunklen bleibt und bieten durch großflächige weiße Wände Raum für Imaginationen. Durch ein kalkuliert eingesetzes Informationsdefizit ziehen die webcamartigen, ausschnitthaften Einblicke den voyeuristischen Blick magisch an sich und konfrontieren trotz exhibitionistischer Anspielungen mit der wachsenden Angst vor privater Intimität. Ein Protest gegen die Herrschaft und Allgegenwart medialer Inszenierungen durchdringt die Serie "overall" (2006) von Judith Huemer in der Mönche des Benediktinerstiftes Admont unter den Anleitungen der Künstlerin sich von lithurgischen Ritualen und sozialen Hierarchien freispielen. In der Serie selbst ist von der Lust an der Bewegung nur die ästhetisierende Oberfläche der schwarzen Kutten sichtbar. Identifikationsmerkmale wie Gesichter und Körper verschwinden im Faltenwurf. Das Spiel zwischen performativer Inszenierung und gestischer Abstraktion verlagert sich unter größtmöglicher künstlerischer Konzentration in eine Logik des Visuellen, welche einen dynamischen Artikulationsraum schafft. Mit spiegelnden Oberflächen und dem dadurch ausgelösten interaktiven Prozess durch den man dem Blick auf das eigene Selbst nicht entkommt, konterkariert Markus Schinwald in seiner Serie "1st part conditional" (2004) gesellschaftliche Verdrängungen und Konditionierungen. Extreme Merkmale der körperlichen Instabilität und das Begreifen des Körpers als kulturelles Konstrukt gelangen in den Fotomontagen von "1st part conditional" (2004) durch autistische Bewegungen zum Ausdruck. Markus Schinwalds Faible für eine Choreographie psychischer Störungen bringt die Darstellungslogik, welche üblicherweise unsere Blickregime reguliert, gekonnt ins Wanken.

Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Reflection & Distraction - Judith Huemer, Markus Schinwald, Anita Witek
02.06 - 22.07.2006

Fotohof (alter Standort)
5020 Salzburg, Erhardplatz 3
Tel: 662 - 849296, Fax: 849296 - 4
Email: fotohof@salzburg.co.at
http://www.fotohof.or.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 15.00-19.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr


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