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Agnieszka Kalinowska - Before it will get hot: When the music`s over

Man sieht es sofort: Die Party ist vorbei. Papierschlangen hängen traurig von der Decke oder verwursteln sich zu Knödeln, Konfetti liegen am Boden, eine Reinigungsmaschine steht mitten im Raum und scheint soeben ihre Tätigkeit aufgenommen und sofort wieder gestoppt zu haben. In diesem papierenen Schlachtfeld krümmen sich Papierschlangen-Menschen wie Embryonen, dicht an dicht - auf jedes gute Fest folgt schließlich der Katzenjammer. Im Verbund mit den anderen Arbeiten, welche die hierzulande noch weitgehend unbekannte polnische Künstlerin Agnieszka Kalinowska in der Galerie Nächst St. Stephan ausstellt, erscheint diese Installation metaphorisch, denn es geht ihr um Politik. Da abstrahiert sie etwa auf ihren Strohbildern, die trotz ihrer Plakativität einen geheimnisvollen Touch haben, Zeitungsbilder der Unruhen in den Pariser Banlieues oder ein Restaurant in Tschernobyl. Seltsam entrückt wirken diese Szenen in Kalinowskas Bearbeitung, die die mediale Omnipräsenz und scheinbare Realität von derartigen Bildern konterkariert. Dass allerdings noch der Boden der Galerie an einigen Stellen mit Stroh bedeckt werden musste, ist überflüssig - auch wenn sich Kalinowska mit der Verwendung dieses Materials auf die Tatsache bezieht, dass Gefangene in Russland teilweise heute noch auf Stroh schlafen müssen. In Russland hat Kalinowska die Szenen für ihre Doppelprojektion - die das Publikum gleich im ersten Raum empfängt - gedreht: Eine Frau, Kalinowska selbst, in gelbem Kleid und rosa Schuhen, stakst vor dem Moskauer Mhat Theater beziehungsweise dem Bühneneingang eines wegen Terroranschlägen geschlossenen Clubs herum, scheint ewig auf jemanden zu warten. Beim Theater hasten Leute an ihr vorbei, immer wieder fliegen Türen auf, rotes Licht blitzt hervor - vor dem Club dagegen schneit es, die Protagonistin ist allein und man fragt sich, wen um aller Welt sie an diesem verlassenen Ort treffen mag. Die chinesische Filmmusik verweist auf Vergangenheit und Gegenwart des Kommunismus - eine recht simple Anspielung. Nicht immer muss Kunst, die sich mit Politik auseinandersetzt, tatsächlich "politisch" sein.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Agnieszka Kalinowska - Before it will get hot
02.06 - 29.07.2006

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
1010 Wien, Grünangerg. 1/2
Tel: +43 1 5121266, Fax: +43 1 5134307
Email: galerie@schwarzwaelder.at
http://www.schwarzwaelder.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa: 11-16h


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