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Jakob Kolding: Großstadt, Dub Version

Was könnte das moderne Leben heute besser verkörpern als ein prototypisches Abbild von Stadt? Und wo erschiene uns diese Stadt charakteristischer als in ihren monströsesten Ausformungen, den Trabantenstädten der sechziger und siebziger Jahre. Jakob Koldings Collagen und Drucke thematisieren beides: die Problematik von stadtplanerischen Fehlentwicklungen vergangener Jahrzehnte und ein bestimmtes Lebensgefühl, das durch diese Siedlungsform entstanden ist. Kolding, 1971 geboren und in Albertslund, der Trabantenstadt von Kopenhagen, aufgewachsen, besitzt offensichtlich ein besonderes Sensorium für die Ästhetik der städtischen Peripherie. Seine Grafiken bestehen zumeist aus Schwarzweißkopien von Fotos, die er zu Collagen zusammenfügt. Schriftzüge fragen nach der Ausübung von Macht via Verplanung des Raumes und nach sozialer Ausgrenzung. Zu sehen sind immer wieder Fotos von Stadtplanern beim Entwerfen und Präsentieren ihrer groß angelegten Projekte und - als Kontrast dazu - die spätere Nutzung und Inbesitznahme dieser Stadträume durch Skateboarder, DJs und Sprayer. Regelrecht comicartig verbindet Kolding diese Bilder mit Ausschnitten aus Cartoons und Abbildungen von McDonalds-Filialen oder Werbung für Coca Cola. Koldings Ästhetik ist minimalistisch. Seine grazilen, dynamischen Kompositionen sind zumeist in Schwarzweiß auf viel weißen Untergrund collagiert - die konstruktivistische Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts lässt grüßen. Es waren ja auch die Utopien dieser Avantgarde, die die gut gemeinten, aber langweiligen Satellitenstädte in Theorie und Form erst möglich machten. \"Dub Version\" ist auf vielen von Koldings Kompositionen zu lesen. In der Sprache der Musik bedeutet „dub“ das Überschreiben und Verfremden der ursprünglichen Tonspur. Nichts anderes tun die Sprayer, DJs und Skateboarder mit den am Reißbrett geplanten Stadtrandsiedlungen. Indem Kolding diese Methode für seine Collagen übernimmt, passt er die Form dem Inhalt an. Seine vielschichtigen Arbeiten zeigen von einer bestimmten Art des Großstadtlebens einen Prototyp, aber auch das neue, verbesserte Modell.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Jakob Kolding
30.01 - 09.03.2002

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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