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Martin Burkhardt - KlangEllipse ID: United Colors of Hernals

Der leicht abschüssige Hernalser Dornerplatz kennzeichnet sich vornehmlich durch die Einfahrt zu einer Tiefgarage. Martin Burkhardts \"Blicklabyrinth\" würde mit seinen an Lärmschutzwände erinnernden blauen Lochblech-Doppelwänden wohl nicht weiter auffallen, gäbe es nicht eigenartige Geräusche von sich, die den Passanten nähertreten lassen. Eine Erläuterungstafel klärt über den Sachverhalt auf: Über einen Satelliten werden Radiosender aus aller Welt (darunter einer mit dem unsäglichen Namen \"Radio Multikulti\") an eine zentrale Stelle gesendet und von dort in die Tafeln eingespeist. Die in Form einer Ellipse angeordneten schräggestellten Wände flüstern den Nähertretenden vielstimmig an, manche so leise, dass man sich an sie schmiegen muss, um Sprecher und Musik zu hören. Im Inneren der Ellipse überlagern einander die Klangebenen, beim Weitergehen verschieben sich auch die Blickachsen von offen nach geschlossen und umgekehrt. Das Burkhardts Konzept der \"Nahbarkeit\" entsprungene Projekt soll Anwohner unterschiedlicher Ethnien ins Gespräch bringen und dabei öffentlichen Raum allgemein nutzbar machen. Ziel ist ein sinnlich begreifbarer Stadtraum als Ort für soziale Abläufe; im Grunde nichts anderes, als in Camillo Sittes Schriften (und in deutlich besserem Deutsch) vor über hundert Jahren propagiert. Allzu populistisch bleiben Burkhardts Pauschalurteile über die \"Miserie zeitgenössischer Achitektur\" (sic) und die \"Designermaffia und das Gemütlichkeitsverbot\" (sic), wobei offenbar Ostblock-Plattenbausiedlungen und zeitgenössischer Städtebau nicht unterschieden werden. Summa summarum dennoch ein schönes, leicht zugängliches romantisches Konzept, das erkennt, dass öffentliche Räume dynamisch sein müssen, um Leben zu entwickeln, und das von Bezirksbewohnern und \Auswärtigen\ tatsächlich genutzt wird. Reicht euch die Hände.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Martin Burkhardt - KlangEllipse ID
30.11.2001 - 31.12.2002

Dornerplatz
1170 Wien, Dornerplatz


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