Manfred M. Lang,
Es globalisiert sich
Und zwar rasant. Schon aufregend zu beobachten, was sich am Kunstmarkt in den letzten 2-3 Jahren so tut. Und vor allem wie. Es ist noch nicht allzu lange her, da hat eine Galerie engagiert und glücklich einen Künstler/eine Künstlerin entdeckt, den/die zu fördern Erfolg versprach. Dann wurden die besten Arbeiten der KünstlerInnen auf Kunstmessen gezeigt, von großen und kleinen Sammlern, Museumsleuten und GaleriekollegInnen gesehen und so gut es ging und mit viel individuellem und subjektivem Geschick national und auch international verkauft und gefördert.
Seit kurzem gibt`s jetzt mehr und mehr KuratorenInnen die als internationale Trendscouts agieren.
Sie dienen ein von ihnen ausgewähltes zeitgeistiges Produkt "KünstlerIn" einer möglichst trendigen und global agierenden Groß-Galerie zur bestmöglichen Vermarktung an. Je international aktiver und finanzkräftiger die Galerie, umso größer die Chance auf einen Sonnenplatz am Finanzkunstmarkt. So verstehen es wenige Großgalerien mit bis zu 400 Angestellten und gut platzierten Niederlassungen zwischen New York und Seoul durchaus, den Wert weniger KünstlerInnen jahrelang zu vervielfachen. Und zwar in einem Ausmaß, dass die verlangten und selten auch erzielten Preise selbst für global agierende Auktionshäuser interessant sind, dass Kunstmessen innerhalb von 3 Jahren (Miami) zum absoluten gesellschaftlichen ("lets have party") Kunstmarktevent hochstilisiert werden, dass Hedge Fonds mächtig in zeitgenössische Kunst investieren (man spricht von 2 Milliarden Dollar in den letzten 1 1/2 Jahren), dass die Deutsche Bank eben eine Kunstaktie auflegt hat und dass Kunstjournalisten jubilieren "die Kunstmessen feiern Rekordbesucherzahlen, die Auktionshäuser Rekordpreise und die Galeristen Rekordwartelisten" (Die Presse 31. März 2006). Denn 260.000,00 Euro für einen Neo Rauch klingt einfach geiler als 1.450,- für ein Bild von XY.
Die weltweit 99,999 Prozent aller KünstlerInnen, die sich ohne Rekordwartelisten und ohne sechsstellige Bilderlöse zufrieden geben müssen, bleibt nur der Trost, dass für sie die Kunst im Mittelpunkt steht. Aber das ist gar nicht so wenig.
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