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Homage to Modernism

Am 9. März ist Harry Seidler in seinem selbst entworfenen Haus im australischen Killara gestorben. Der bedeutendste australische Architekt der Moderne hatte, teils freiwillig, teils unfreiwillig, in vielen Teilen der Welt gelebt. 1923 in Wien geboren, wurde er schon als Kind in der Wiener Moderne sozialisiert, als die Wohnung seiner Eltern in der Peter-Jordan-Straße vom Architekten Fritz Reichl umgebaut wurde. Wie Reichl war auch die Familie Seidler aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1938 zur Flucht gezwungen. Mit einem Studentenvisum für Großbritannien begann Seidler ein Architekturstudium, das er bei Walter Gropius in Harvard fortsetzte, später beim emigrierten Bauhäusler Josef Albers am Black Mountain College. Es folgte Arbeitspraxis bei Marcel Breuer, Alvar Aalto und Oscar Niemeyer, bevor ihn der Auftrag seiner Mutter für ein Wohnhaus nach Australien brachte. Das 1948 entstandene Haus fungierte als Schlüsselreiz für die internationale Moderne "down under". Die klassische Moderne der Vor- und der Nachkriegszeit hat Harry Seidlers Verständnis von Architektur dauerhaft geprägt. Sein 1967 mit seiner Frau Penelope entworfenes eigenes Haus, ein komplexer Quader mit tragenden Sichtbeton-Scheiben, großflächigen Verglasungen und einer offenen Split-Level-Struktur im Inneren, richtete er mit klassischen Möbeln von Breuer, Saarinen und Eames ein, mit einer "Homage to the Square" von Albers an der Wand. In den sechziger Jahren begann auch Seidlers nicht unumstrittene (Wohn-)Hochhausbautätigkeit, der auch Wien eine großen Wohnhausanlage an der Neuen Donau verdankt. Architektonisch vermochte Seidler in dieser Zeit nicht mehr immer völlig zu überzeugen. Sein Glaube an die Prinzipien der Moderne blieb jedoch ungebrochen. Mit Wien hatte Seidler sich im Alter versöhnt. Derzeit wird im elften Bezirk eine Wohnhausanlage mit 800 Wohneinheiten nach Seidlers Entwurf gebaut, und auch in Sydney entsteht gegenwärtig mit dem 58-stöckigne Meriton Tower ein neuer Seidler-Bau.
Mehr Texte von Iris Meder †

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