Lawrence Weiner - X Y & Z: Schnittmengen

Einer der schwierigsten Ausstellungsräume in Wien ist die Bawag Foundation. Grauer Spannteppich, Säulen an Stellen, wo sie stören, eine leichte Steigung - derartige Features sind alles andere als optimal. Das zeigt sich auch wieder bei der aktuellen Schau von Lawrence Weiner. Der hat, na was wohl, Buchstaben an die Wand gemalt, und zwar so, dass er den Raum beinahe ironisiert. Gleich beim Eingang überkreuzen sich drei Balken, darin steht geschrieben: "VON XXX OBEN", "VON XXX ZWISCHEN", "VON XXX UNTEN". Und sofort beim Betreten dieses Raumes, in dem Schrift und Linien eingequetscht und dennoch expansiv erscheinen, wird einem klar, was Weiner meint, wenn er von der Sprache als Skulptur redet. Wie immer gibt es auch hier das englischsprachige Pendant - die Balkenkonfiguration verdoppelt sich so, und dazwischen, wie ein Platzhalter, Balken ohne Worte. Weiter hinten bringen Paare überkreuzter Schienen oben und unten durcheinander ("ETWAS OBEN WAS UNTEN IST" und vice versa) und sind zueinander, entsprechend der Steigung des Bodens, versetzt. Im Untergeschoss hat Weiner sowas wie Schnittmengen-Kreise an die Wand gemalt - nur, dass sich diese bloß berühren und nicht überschneiden. "IT (THEM SHE) X", "IT (THEM HE) Y" und "IT (WE) Z" ist ihnen eingeschrieben. Links davon werden den Buchstaben X, Y, Z die Artikel "die", "der", "das" zugeordnet. Dass dies als "Kommentar" oder "Erklärung" für die anderen Arbeiten dienen soll, wie Weiner intendiert, lässt sich schwer nachvollziehen. Während er einerseits das Geschlecht neutralisiert beim Ersetzen des Artikels "THE" durch "XXX" (obwohl die deutsche Übersetzung von "FROM THE ABOVE" ohnehin keinen benötigt) , trifft er andererseits eindeutige Zuordnungen: X ist weiblich, Y männlich, Z sächlich - oder eben erste Person Plural. Zu dieser Analogisierung passt, dass es Weiner hier um das "Konzept der Mischung" geht, wie er sagt. Und einmal mehr werden einem die gender-spezifischen Aspekte der deutschen und der englischen Sprache bewusst. Über bloße Sprachkritik geht Weiners Installation in ihrer skulpturalen Präsenz dennoch weit hinaus.