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Jutta Strohmaier, Simon Wachsmuth: Die Wirklichkeit in Teilen

Der weitgehende Verzicht auf Farbe und das Nachdenken über Raum als Ort von Handlungen sind die Eckpfeiler, die das Schaffen von Jutta Strohmaier und Simon Wachsmuth verbinden. Dem Verhältnis zwischen Abbild und Wirklichkeit geht Jutta Strohmaier in ihrer Transformationsanalyse nach. Unter dem Titel "Im Dickicht" spielt sie die Bandbreite künstlerischer Darstellungsmodi durch, indem sie Astbündel als Vorlage für Fotogramme, Baryt- und C-prints wählt. Bis zu welchem Grad lassen sich unsere Vorstellungen von Realem abstrahieren? Und müssen wir nicht permanent unsere Sicht auf die Welt überprüfen? Diese Fragen scheint vor allem der Animationsfilm in Farbe zu thematisieren. Strohmaier lässt darin Aufnahmen von Buschwerk optisch und akustisch zerbröseln, um dann einzelne Bildfragmente zu neue Ansichten zu konstruieren. Simon Wachsmuths Kunst kennt keine Farbe und nie ist sein Schaffen gekennzeichnet durch ein optisches Zuviel. Als Kontrast zur konfusen Optik der Erscheinungswelt setzt er Schwarz und Weiß. Schwarz und Weiß lackiert sind 30 Holzlatten, die feinsäuberlich gestapelt auch als minimalistische Skulptur ganz wunderbar funktionieren. Gegenüber platziert: Ein Monitor, der Aufnahmen von diversen Baumaßnahmen zeigt. Auch sie sind in hart kontrastierendem Schwarz-Weiß gehalten, sehen wie Schattenrisse des eigentlich Dargestellten aus. "Baustelle" nennt der Künstler sein durch visuelle Reduktion bestechendes Arrangement, das gerade durch seine bruchstückhafte Beschaffenheit narrative Leerstellen eröffnet und zum Assoziieren einlädt. So denken wir über das Bauen als Akt der Raumgewinnung und -eroberung nach, als Maßnahme zur Veränderung gesellschaftlicher, kultureller und ökonomischer Strukturen. Eine konkret sozialpolitische Dimension kommt durch eine weitere Arbeit hinzu: Über die Textur schwarzer mit Filzstift gemalter Quadrate gelangt unser Blick zu den Worten: "Wir fordern". Subtil bringt Wachsmuth hier die Arbeiterbewegung ins Spiel. Auch in der Ölkreidezeichnung "Greenhouse" zeigt sich wie präzise er seine Anliegen formuliert, ohne dabei auf ästhetische Wirkung zu verzichten. Denn nur mal als Grafik betrachtet, ist diese Arbeiten schlichtweg schön. Symbolisch skizziert sie einen Ort der Macht. Hier wird kultiviert wie auch manipuliert.

Mehr Texte von Manisha Jothady

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Jutta Strohmaier, Simon Wachsmuth
02.03 - 22.04.2006

Galerie Hohenlohe
1010 Wien, Bäckerstrasse 3
Tel: +43 1 512 97 20, Fax: +43 1 512 74 19
Email: galerie@galeriehohenlohe.at
http://www.galeriehohenlohe.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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