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Mozart - Eyperiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 20. Jahrhunderts: Mozart nicht erklären

Es ist soweit: Drei Monate nach Beginn des Mozartjahres kann man den Namen fast nicht mehr hören. Bis hin zum Wurstfabrikanten fühlt sich jeder dazu berufen, seinen Senf dazuzugeben. Höchste Zeit für seriöse Auseinandersetzung. Die Ausstellung in der Albertina, kuratiert von Herbert Lachmayer, Direktor des Da Ponte Instituts, tut zunächst so, als würde sie gerade das nicht bieten: Noch vor der Kassa empfängt einen eine Vitrine mit Mozartkitsch (kaum zu glauben: Es gibt sogar Amadé-Bier). Erst nach Klaus Pinters "Montgolfière" wird es ernsthafter: Unter verschiedenen Schlagwörtern wie "Zersetzte Toleranz" oder "Produktive Dekadenz" finden sich ungeheure Ansammlungen von Porzellanfiguren, Gemälden, Stichen, Galanterien, Möbeln, Autographen, Briefen, Gläsern und Architekturmodellen. Hinter all dem lugt Mozart immer wieder hervor - dennoch erzählt die Schau mehr über seine Zeit als ihn selbst. Durchaus mit Gewinn, vor allem etwa in dem Raum, der sich der Wissenschaft widmet, in dem sich das vielleicht witzigste Objekt der Ausstellung findet: Eine Zeichnung, auf der Mozarts Ohr mit einem "gewöhnlichen Ohr" verglichen wird. Auf diese Art gelingt die Rückführung zu Mozart selbst doch wieder. Als echtes Problem erweist sich die Ausstellungsarchitektur, die zwar sexy und ein bisschen postmodern (grauenhaft: geschwungene, rote Beine tragen die blassgrünen Vitrinen - und das auf Franz Wests rosa Spannteppich) durch die Räume mäandert, ansonsten aber Chaos stiftet und stellenweise die Objekte geradezu versteckt. Ebenso wenig fruchtbar ist die Kunst-Sektion geraten: Ein Krokodil trägt eine Mozart-Perücke, auf einem Gemälde übergibt sich jemand, und in einer Animation schaukeln Tiepolo-Pulcinelle. Es ist wie so oft: Dort, wo etwas in die Gegenwart übersetzt werden soll, wird es oberflächlich, austauschbar, versatzstückhaft. Der Blick in die Vergangenheit jedoch, der gelingt durchaus. Und dass die Person Mozarts immer wieder entgleitet, kommt heuer, wo jeder so genau zu wissen scheint, wer "unser" Wolferl war, gar nicht so schlecht.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Mozart - Eyperiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 20. Jahrhunderts
17.03 - 20.09.2006

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


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