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mit Fotografie: Gertrud Fischbacher, Sieglind Gabriel, Maria Theresia Litschauer: Umzingelt, konstruiert, überblendet

Acht Betten in einem Raum. Ein Tisch. Ein paar Stühle. Eine Decke mit der Aufschrift "Bundeseigentum". Ein paar Spinde mit Vorhangschlössern. Die Asylwerberheime, die Sieglind Gabriel fotografiert hat, strahlen rationelle Tristesse aus. Irgendwo finden sich dennoch immer wieder kleine bunte Einsprengsel, Paraphernalien der hier Wohnenden. Da blitzt die grelle Farbe einer Schultasche hervor, dort blickt ein treuherziger Hund von einem Handtuch oder lächelt ein Pin-Up von einem Kalender. Die Fotos, die vom flüchtigen Kommen und Gehen, vom Nicht-Heimisch-Werden-Dürfen ebenso erzählen wie von staatlich verordneter Armut und Tatenlosigkeit, hat Gabriel als Panoramen in Ringen auf Augenhöhe montiert; in diese muss der Betrachter hineinschlüpfen, wird von den beklemmenden Zuständen gleichermaßen umzingelt. "mit Fotografie" wurde die Schau schlicht benannt, in der Gabriel gemeinsam mit Gertrud Fischbacher und Maria Theresia Litschauer ausstellt - Fotografie, die mit anderen Medien kombiniert wird. Thematisch haben die Arbeiten wenig gemeinsam. Im Gegensatz zu Gabriel setzt sich Fischbacher etwa mit Natur und der Konstruiertheit ihrer Bilder auseinander: Wälder, teils von Sonne durchflutet, teils düster, montiert sie am Computer so, dass keine Schnittstellen zwischen dem aus verschiedenen Perspektiven aufgenommenem Fotomaterial mehr sichtbar sind. Damit erzeugt sie Bilder, deren Widersprüchlichkeit sich sukzessive offenbart. Litschauer dagegen hat Nietzsche-Zitate, Aufnahmen von italienischen Städten und Nietzsches Handschrift wie in einem Guckkastentheater auf transparente Scheiben montiert. Ein Text über Richard Wagner und die Dekadenz überlagert so eine Ansicht von einem Bahnhof, häufig verwendet Litschauer aber auch Fotos von Postkartenmotiven: Die Rialtobrücke, der schiefe Turm von Pisa, der Dogenpalast - alles aus Städten, die Nietzsche bereist hat. Biografisches wird so mit Philosophischen überblendet, Handschrift mit gedrucktem Text: Können diese Kategorien, so scheint Litschauer zu fragen, miteinander in Einklang gebracht werden, wie passen sie zusammen? So disparat die einzelnen Positionen der Ausstellung sind, so überzeugend bleiben sie einzeln betrachtet.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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mit Fotografie: Gertrud Fischbacher, Sieglind Gabriel, Maria Theresia Litschauer
03.02 - 18.03.2006

Kunst im Traklhaus
5020 Salzburg, Waagplatz 1a
Tel: +43 662 8042-2149, Fax: +43 662 8042-3078
Email: traklhaus@salzburg.gv.at
http://www.salzburg.gv.at/traklhaus
Öffnungszeiten: Di - Fr. 14.00 bis 18.00 Uhr, Sa 10.00 bis 13.00 Uhr


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