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Between Past and Future. New Photography and Video from China.: Die Vergangenheit ist nicht vorbei

Angst vor Lohndumping, Abscheu vor Menschenrechtsverstößen, Faszination für glitzernde Megacities wie traditionelle Kulturen: Der Durchschnittseuropäer betrachtet China mit gemischten Gefühlen. Und mit wachsender Aufmerksamkeit. Auch an der Kunst geht dies nicht vorüber. Während Österreich österreichische Malerei nach China exportiert, stellt man in London lieber Fotografie und Videos chinesischer Künstler aus. "Between Past and Future", so der Titel der Schau, versammelt 39 Künstler eher jüngeren Alters in vier Kapiteln - "History and Memory", "Performing the Self", "Re-Imagining the Body" und "People and Places". Dabei stellt sich schnell heraus, dass sich die Kunstschaffenden eher an der Vergangenheit abarbeiten. Häufig spielen sie dabei auf kunsthistorische Traditionen an: So inszeniert etwa Wang Qingsong eine Papierrollen-Malerei aus dem 10. Jahrhundert als Abfolge fotografischer Tableaux, An Hong spielt in seinen Selbstporträts auf chinesische und tibetische buddhistische Bildtraditionen an (amalgamiert diese aber mit zeitgenössischer Populärkultur), Hong Lei stellt ein Gemälde aus dem 13. Jahrhundert nach, auf dem sich Shakyamuni, Begründer des Buddhismus, aus seinem Eremitendasein löst. Aber nicht nur die Vergangenheit der schönen Künste beschäftigt die Zeitgenossen, sondern auch jene der weniger schönen Politik: So bezieht sich Zhang Huan in seinen grenzgängerischen Performances auf totalitäre Unterdrückungsmechanismen der jüngeren Vergangenheit, Sheng Qi, Hai Bo oder Xing Danwen reflektieren eindrücklich über Maos mörderische Kulturrevolution. Die angekündigte "Future" kommt im Gegensatz dazu bloß sporadisch vor - und Klischeebildern eher entgegen: in pseudonarrativen Fotoarbeiten driften schöne Menschen durch die funkelnde Großstadt Shenzhen (Yang Yong), eine Serie lichtet die allgegenwärtigen Baulücken und urbanen Ruinen ab (Zhang Dali). Dennoch verfällt die Ausstellung nicht in Phrasendrescherei; dazu bietet sie zu komplexe Positionen. Dass nur ganz wenige Künstlerinnen dabei sind, verärgert allerdings. Auch wenn genau dieser Umstand einiges aussagt über die chinesische Gesellschaft - und die chinesische Kunstszene.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Between Past and Future. New Photography and Video from China.
15.09.2005 - 15.01.2006

Victoria & Albert Museum
SW7 2RL London, Cromwell Road
Tel: +44 (0)20 7942 2000
http://www.vam.ac.uk
Öffnungszeiten: täglich 10-17.45 h, Mi 10-22 h


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