Werbung
,

Rachel Whiteread: Würfelzucker-Welt

Es stellen wohl wenige Räume höhere Ansprüche an KünstlerInnen als die Turbinenhalle der Tate Modern. Die ist vor allem eines: riesig. Nun kann man entweder diese Größe feiern (wie es Anish Kapoor tat) oder so tun, als würde man sie ignorieren (wie Bruce Nauman). Rachel Whiteread zählt eher zu den Zelebrierenden. In ihrer Installation "Embankment" hat sie unzählige Schachteln aufgestapelt, wie immer als Negativform. Verwendet sie allerdings ansonsten massive Körper (etwa aus Gips oder Beton), so hat sie diesmal die Formen noch einmal aus Polyethylen nachgegossen und damit milchig-weiße Quader erzeugt. Whitereads Installation sieht auf dem ersten Blick aus wie der Schauplatz einer durchgeknallten Würfelzucker-Werbung, eine Würfelzucker-Welt, zwischen der Menschen wie kleine Püppchen herumspazieren. Intendiert war das sicher nicht. Die Anordnung der Schachteln erinnert einerseits an Landschaftliches (wie Schnee von einem Berg scheinen etwa die weißen Boxen von einer Wand zu rieseln), andererseits Architektonisches (in einem strengen Raster, vergleichbar jenem amerikanischer Städte oder Eisenmans Berliner Holocaust-Denkmal, erstrecken sich mehr oder weniger große Türme). Das beeindruckt natürlich zunächst. Da fällt erst später auf, dass "Embankment" mit dem Raum selbst eigentlich nichts anstellt. Natürlich: Durch die schiere Präsenz der Arbeit werden seine Dimensionen sichtbar. "Site-specific" kann man sie allerdings wirklich nicht nennen - weder zum Ort noch zur Institution gibt es einen tatsächlichen Bezug. Zwar teilt die Tate Modern in einem Folder mit, dass die Schachteln diesen ohnehin herstellen, denn: "Was ist ein Museum, wenn nicht ein Lager für Kunst?" Das glaubt man wohl gerade in der Tate allerdings wahrscheinlich als letztes. Auch die abgegossenen Objekte waren in früheren Arbeiten Whitereads schon einmal aussagekräftiger. Gut, in der Schachtel werden Erinnerungen gespeichert - aber welche? Im Vergleich zu Whitereads Haus im East End und dem Wiener Judenplatz-Denkmal erscheint "Embankment" inhaltlich belanglos. Dennoch beeindruckt die Arbeit. Möglicherweise vor allem durch ihre Dimensionen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Rachel Whiteread
11.10.2005 - 02.04.2006

Tate Modern
SE1 9TG London, Bankside
Tel: +44 20 7887 8000
http://www.tate.org.uk/modern/default.htm
Öffnungszeiten: Sunday to Thursday, 10.00-18.00 (galleries open at 10.15); Friday and Saturday, 10.00-22.00 (galleries open at 10.15); Last admission into exhibitions 17.15 (Fri and Sat 21.15);Closed 24, 25, 26 Decem


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: