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Arrêté - Über die Neutralisierung der Zeit: Auf der Suche nach der gefundenen Zeit

Gibt es Kunst, die den Faktor Zeit nicht in sich trägt? Erzählt Kunst nicht immer, egal, wovon sie handelt, darüber en passant auch? Oder kann sie sich auf irgendeine Art dem Temporalen entziehen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht - ebenso könnte man fragen nach der Unabhängigkeit der Kunst vom Raum. Die Arbeiten in der Ausstellung "Arrêté" im Kunstraum Niederösterreich seien, so die Kuratorin Ruth Horak, nicht "mit der Intention entstanden, die Zeit zu thematisieren, alle handeln von etwas Anderem, aber erzählen letztlich viel über die Zeit." Nun gut. Irgendwie irgendwo irgendwann tut das jede Kunst. Die Auswahl der Arbeiten kann also relativ beliebig erfolgen. Die Ausstellung beginnt nicht bei der Kunst selbst, sondern bei der Fragestellung, vor deren Folie die einzelnen Arbeiten betrachtet werden sollen (eine kuratorische Strategie, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut). Im Fall von "Arrêté" durchaus mit Erkenntnisgewinn: Dorit Margreiter lässt mit ihrer Doppelprojektion über filmische Inszenierung, den Kameramann der Lumières und Liverpool als Filmset für Historienschinken verschiedene Zeitlinien überlappen. Martin Le Chevallier lässt uns bestimmen, ob sein Protagonist in Stillstand verharren oder weiter rasen soll auf seiner aberwitzigen biografischen Achterbahnfahrt, auf der er mal die Revolution ausruft, dann wieder Messen abhält, einen Wassermelonen-Konzern eröffnet, sich als Eremit einen langen Bart wachsen lässt oder eine Bank überfällt. Michael Höpfner konfrontiert uns in seinen Wüstenfotos einmal mehr mit der Zeitlosigkeit von Gegenden, in denen sich seit Hunderten von Jahren nichts verändert hat. Nicht immer überzeugt die Auswahl. Noch schleierhafter bleibt der Untertitel, der von der "Neutralisierung der Zeit" spricht. Ganz im Gegenteil dreht es sich doch um ein Aufladen, um Bedeutungszuschreibungen, um Verlagerung, Verkürzung oder Dehnung von Zeit. Dennoch: Was ist das spezifisch "Zeitliche" der Exponate? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Trotz Erkenntnisgewinn.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Arrêté - Über die Neutralisierung der Zeit
02.12.2005 - 14.01.2006

Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h


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