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Die Ausstellungen: Affirmative Transmissionen

Vielleicht ist auch alles ein Missverständnis. Vielleicht muss elektronische Kunst anno 2005 bloß ihre technologischen Möglichkeiten durchdeklinieren. Vielleicht hat sie es tatsächlich längst nicht mehr nötig, diesen gegenüber einen kritischen Standpunkt zu beziehen. Oder eigentlich irgendwas gegenüber. Wenn man von der Kunst der Bits und Bytes das alles ohnehin nicht erwartet, dann ist man in den Ausstellungen der diesjährigen Ars Electronica richtig. Wer sich hingegen noch immer in Zeiten kritischer "Medienkunst" (ja, damals hieß das so!) wähnt, sollte in die Ausstellungen im O.K. Centrum, dem Architekturforum und dem Lentos keine allzu großen Hoffnungen setzen. An und für sich wäre es ja nicht so schlimm, wenn die Kunst vor allem spielerische bis infantile Reflexe im Publikum bedient. Wie bereits im Vorjahr, so scheint auch heuer das Anliegen der Ausstellungen zu sein, Transmissionen zu exemplifizieren. Was da nicht alles in was anderes umgesetzt wird: Tinte wird zu Ton und hübschen Projektionen (Federico Muelas), Zeichnung zu rotierenden Gebilden und Sound (Amit Pitaru), Bewegungen zu ausgebauchten Koordinatensystemen (Seiko Mikami, Sota Ichikawa). Meistens darf der/die BesucherIn selbst ans Werk, ganz interaktiv also - und die Interaktivität kann auch darin bestehen, dass man ein Video in einer Gummizelle in Gang setzt (Federico Díaz). Was allerdings verärgert, und worin auch gewisse Gefahren zu orten sind, ist der unreflektierte Umgang mit den elektronischen Medien. Ein Großteil der sogenannten interaktiven Arbeiten nimmt nichts anderes als eine Kartografie des Körpers vor (eben mit dem Ziel, dessen Bewegungen in irgendwas Sinnfreies umzusetzen) oder aber möchte dem Körper ein Erlebnis oder Wellness oder was auch immer bieten (dass die Roboter-Decke eher unheimlich als angenehm wirkt, hat ihr Erfinder Nicolas Stedman vielleicht auch nicht ganz beabsichtigt). Beides, die totale Körper-Vermessung wie das Generieren artifizieller Welten, sind große Themen unserer Zeit. Und sie repräsentieren Desiderata von Politik und Wirtschaft an die Technologie. Ihre Erfüllung zieht unweigerlich das Ende bürgerlicher Freiheiten sowie eine immer tiefer greifende Spaltung der Gesellschaften mit sich. Dass die Ars damit nicht anders umzugehen weiß, als weitgehend affirmativ bis euphorisch technologische Möglichkeiten durchzuspielen, enttäuscht. O.K Centrum für Gegenwartskunst: CyberArts 2005, Prix Ars Electronica Exhibition. Bis 18. 9. 2005 Kunstmuseum Lentos: Ulf Langheinrich. Waveform B. Bis 6.9. Architekturforum Oberösterreich, Brucknerhaus, Hauptbahnhof: Hybrid Creatures and Paradox Machines. Bis 6.9.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Die Ausstellungen
01 - 18.09.2005

Ars Electronica 2005
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