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son:DA: Kabelsalate mit Einsamkeitsvinaigrette

Es gab einmal eine Zeit, in der man sich zurief:"Verkabeln wir uns!" Damit, soviel nur für die Post-Festnetz-Generation, äußerte man die Absicht zu telefonieren. Das mit dem Verkabeln hat das Künstlerduo son:DA (Metka Golec, Horvat Miha) etwas anders aufgefasst. Genau genommen wird auch nicht wirklich verkabelt in ihren Zeichnungen, die sie mit der Maus am Computer anfertigen. Zwar legen sie überall die weißen Schlangen aus - diese führen aber meist ins Nichts oder einfach aus dem Bild hinaus. Auf den Bildern in ihrer Ausstellung im ambitionierten roomnumberOne von Mario Mauroner Contemporary Art Vienna kombinieren son:DA Mensch, Kabel und Raum: Da plagt sich eine dicklich Frau mit einem riesigen Kabelnest ab. Eine andere lümmelt in einem Lehnstuhl und betrachtet Bilder - natürlich mit Kabeln drauf. Ein kleines Kind starrt aus einem Fenster in den Himmel, der von übermächtigen Stromleitungen durchschnitten wird. Einsam sind sie, die Helden in son:DAs krakeligen Computerzeichnungen, alleine mit den weißen Schlangen, die sich durch ihre Räumen ranken und am Ende doch abgeschnitten sind: Die Kommunikation, die sie verheißen, funktioniert letztlich eben nicht. Und, so fragt man weiter, wer sollte auch mit wem kommunizieren? Schließlich fehlen die Endgeräte: Keine Telefone, keine Computer, keine Faxgeräte sind angehängt. Die neuen Medien führen sich selbst ad absurdum. Andererseits sind diese Kabel doch etwas höchst Antiquiertes. Mobiltelefon, Wireless LAN und andere Technologien, die einander in rascher Folge ablösen, können auf die Dinger längst verzichten. In son:DAs Arbeiten manifestiert sich auf eigenartige Weise eine Sehnsucht nach der Rückkehr zur Materialität, nach dem Fassbaren - das sie beinahe metaphorisch einsetzen: Da ragt etwa aus einem Kabelsalat ein dreifärbiges Ende, das wie eine Kralle wirkt - als würde ein Ertrinkender nach Hilfe ringen. Dies ist natürlich nicht ganz frei von Pathos. Das allerdings von der (absichtlichen) Unbeholfenheit der Zeichnungen relativiert wird.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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son:DA
16.09 - 05.11.2005

Mario Mauroner Contemporary Art Vienna
1010 Wien, Weihburgggasse 26
Tel: +43 1 904 2004
Email: office@galerie-mam.com
http://www.galerie-mam.com
Öffnungszeiten: Fr-Sa 11-15 h


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