Klub Zwei - In Zusammenarbeit mit: "People don`t care"

Der Londoner Phaidon-Verlag dürfte dem Großteil der Menschen, die heute im Kunstbetrieb herumkreuchen, ein Begriff sein. Weniger bekannt ist, dass dieser in Wien gegründet wurde. Die Verleger Béla Horovitz, Ludwig Goldscheider und Fritz Ungar gaben hochwertige Kunstpublikationen zu günstigen Preisen heraus. Nachdem Horovitz 1938 nach London emigriert war, betrieb er seinen Verlag weiter - erfolgreich, wie sich noch heute zeigt. Klub Zwei haben die Tochter von Horovitz, die Verlegerin Elly Miller, sowie deren Tochter Tamar Wang für ihre Videoinstallation in der Secession befragt, ebenso die Leiterin der Wiener Exilbibliothek. Dabei ergibt sich ein komplexes Bild, nicht nur über einen Menschen und seine Emigration, sondern auch über die Bedeutung von Schrift. In den anderen beiden Videos sprechen Nachkommen von Holocaust-Überlebenden über ihr Verhältnis zu Wien, der Stadt, aus der ihre Eltern vertrieben worden sind. Das Bild ist davon nach wie vor düster, wie sich in einem Gespräch mit Ruth Sands und Katherine Klinger offenbart: "People don`t care", sagt erstere, und die andere meint: "Den meisten, auch den Intellektuellen, ist es eher gleichgültig." Diskutiert wird auch das Verhältnis zu den Nachkommen der Täter, etwa, dass Begriffe wie "Wiedergutmachung" und "Versöhnung" unangemessen sind. "Es gibt kein Sprechen auf der gleichen Ebene", sagt etwa Hannah Fröhlich in einer anderen Arbeit. All das präsentieren Klub Zwei so nüchtern und trocken, wie es nur geht: Die Arbeiten leben von ihren Protagonistinnen, keine Kamerabewegung, rein gar nichts, was die Videos formal in irgendeiner Weise interessant machen könnte - offensichtlich wollte man sich selbst weitgehend zurücknehmen. Eine einzigen, allerdings ziemlich drastischen, Eingriff haben sich Klub Zwei erlaubt: Aus den Interviews werden zwischen den Kameraeinstellungen einzelne Sätze, weiß auf schwarz, herausgepickt und zitiert. Das wirkt allerdings ebenso pathetisch wie didaktisch. Vor allem, wenn es sich um Sätze handelt wie: "Unsere Geschichten prägen unsere Sichtweisen."

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!

Klub Zwei - In Zusammenarbeit mit
15.09 - 13.11.2005

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum