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No ordinary sanctity, De Sculptura: Barocke Sommersalate

Sommer ist. Das merkt man wie immer weniger am Wetter als an den aktuellen Programmen heimischer Galerien. Bevor der kunstinteressierte Teil der Menschheit in der westlichen Hemisphäre Richtung Süden aufbricht, kramt so mancher Galerist im Lager und veranstaltet mehr oder weniger überzeugende Gruppenausstellungen. Das die Straßen verstopfende Festspielpublikum in Salzburg wird von den Herren Ropac und Ruzicska mit solchen beglückt. Allerdings zeigen sie nichts von dem eh schon hundertmal Gesehenen, sondern Neues: Ruzicskas Galerie existiert für derartige Redundanzen noch nicht lange genug, und Ropac hat eine Kuratorin mit dem Zungenbrecher-Namen Shamim M. Momin aus dem Whitney Museum für ein Gastspiel im Kunstraum Deutsche Bank eingeladen. Diesen hat sie völlig von Farben entleert, Kunst existiert ausschließlich in Schwarz, Weiß, Grau: "No ordinary sanctity" hat sie sich vorgenommen, und stellenweise kommt die ganze Heiligkeit recht Salzburg-kompatibel barock daher: so etwa Chloe Pienes Artaudsches Gekritzel makabrer Figuren zwischen Sexualität und Tod, Erotik und Verwesung; der theatralisch-martialische Aufbau mit Anspielungen auf Minimal Art und Naziarchitektur von Delia Gonzalez und Gavin Russom oder die zugestaubten Kästen von Terence Koh, die ein wenig an Reliquienschreine erinnern. Weniger bedeutungsschwanger geht es in der Ausstellung "De Sculptura" zu, die Nikolaus Ruzicska in der zentral gelegenen Max Gandolph Bibliothek ausgerichtet hat. Eine bunte, wilde Mischung von immer-wieder-Spannendem (Monica Bonvicini) und gut Abgehangenem (Franz West); von eigentlich-schon-Langweiligem (Brigitte Kowanz) und jetzt-wird?s-erst-richtig-Kitschigem (AES + F). Ein bisschen funkt da allerdings die prachtvolle barocke Architektur der Bibliothek hinein, die seltsamerweise in Kombination mit den Objekten selbst angezuckert bis kitschig erscheint. Manchmal ist der White Cube ja doch die bessere Lösung. Einen solchen besitzt Ruzicska mit seiner eigenen Galerie etwas abseits des Zentrums allerdings ohnehin. Ross Bleckner, David Reed, Manfred Erjautz sowie auch einige bislang in diesem Zusammenhang nicht erwähnte Namen wie Christian Hutzinger oder Ruth Root - sie und viele andere Galeriekünstler sind hier mit jüngeren Arbeiten vertreten. Wie gesagt: Sommer ist.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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No ordinary sanctity, De Sculptura
23.07 - 31.08.2005

Kunstraum Deutsche Bank / Max Gandolph Bibliothek
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