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Teil 1: Beauties and Beasts

Eigenartig. Wenn von Schönheit die Rede ist, dann dreht es sich meistens um die des weiblichen Körpers. Das wirft Fragen auf: Gibt es keine schönen Männer? Ist Schönsein für das starke Geschlecht nicht so wichtig? Oder hat am Ende, horribile dictu, der alte Emanzenspruch Recht, demzufolge Männer im Zweifelsfall Schönheit der Intelligenz vorziehen, weil sie selbst ja besser glotzen als denken können? Egal. Auf jeden Fall ist die Schöne-Männer-Quote unter jeder, pardon, Sau in der Ausstellung "Beauty" bei artmosphere. Gerade mal ein bis zwei Jünglinge (recht akademisch gemalt von Salustiano) blinzeln uns herablassend an, und die gelten nicht, weil die sind noch minderjährig. Ansonsten: Artifiziell inszenierte Gliedmaßen-Verrenkerinnen (David LaChapelle), unreflektiert gemalte Po-Hochstreckerinnen (Irina Polin), knallpink-efeugrüne Kulleräugige (Feng Zheng Jie) und fetischistische Haar- und Fingernägel-Montagen (Elena Berg), die dann zu allem Überfluss noch den Titel "The Beauty and the Beast" tragen. Völlig andere Obsessionen haben den 1994 jung verstorbenen Alfred Klinkan geplagt, dessen Gemälde und Aquarelle die Galerie Altnöder derzeit ausstellt. Der Kopf des Malers scheint, wie auch seine Bilder, von eigenartigen, aber sympathischen Fabelwesen bevölkert gewesen zu sein. Vielfältig interpretierbar schwirren sie in unterschiedlichen Größen und LSD-Farben durcheinander, bilden ein freundliches Pandämonium - sein Horror Vacui und die kleinteilige Vielfalt lässt schon mal an die Kunst des Mittelalters denken. Ganz nebenher testete dieser zu Unrecht Vergessene unterschiedliche Stile in der Malerei: konturiert mal scharf, lässt verdünnte Farbe auslaufen oder malt verschlungene Linien, die aussehen, als wollten sie sich über die Heroen des abstrakten Expressionismus lustig machen. Wenige Meter entfernt von dieser Märchenwelt wartet Etabliertes in der Galerie Welz, die Zeichnungen sowie einige wenige Grafiken und Gemälde von Pierre Bonnard ausstellt. Seine Blumenstillleben, Landschaften, Parks und Porträts verdichtete der Nabis-Künstler mit krakeligen Strichen und Schraffuren so, dass sie oft verklärt, vernebelt wirken. Das hat wenig mit der Zeichnung vieler seiner avantgardistischen Zeitgenossen gemein, die diese Kunst eher als eine der Reduktion verstanden. Bonnards Strich hat allerdings eine spannende Varianz, nie setzte er ihn schematisch oder routiniert ein. Auch nicht bei den Akten, durchgehend Schönheiten. Und natürlich Frauen. Rudolf Budja Galerie/Artmosphere Salzburg: Beauty - Group Show, Wiener Philharmoniker-Gasse 3, bis 31.8. www.artmosphere.at Galerie Altnöder: Alfred Klinkan I. Werke der 80er Jahre. Sigmund-Haffner-Gasse 3/1. Stock, bis 10.9. Alfred Klinkan II. Werke aus dem letzten Zyklus 1992-1993. Black Dragon Society, in Zusammenarbeit mit der Galerie Altnöder, Schwarzstr. 16/2. Stock, bis 31.8. www.galerie-altnoeder.com Galerie Welz: Pierre Bonnard (1867-1947). Zeichnungen - Gemälde - Druckgraphik, Galerie Welz, Sigmund-Haffner-Gasse 16, bis 4.9. www.galerie-welz.at
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Teil 1
11.08 - 04.09.2005

Galerienrundgang Salzburg
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